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Die Lippe als längster Fluss in Nordrhein-Westfalen hat vielfältige Gesichter: Bereits die Römer nutzten sie als Handelsstraße. Diese Funktion gab die Lippe schließlich vor rund hundert Jahren ab, als die parallel verlaufenden Schifffahrtskanäle ihren Betrieb aufnahmen. Als kulturelles Band zwischen dem Rheinland und Westfalen hat die Lippe bis heute eine Bedeutung.
Wasserwirtschaftlich ist die Lippe seit Jahrzehnten vor allem ein „Arbeitstier“ gewesen, ein Fluss, der Kühlwasser für Kraftwerke, Überschusswasser für die Speisung der Schifffahrtskanäle und Energie für den Betrieb von Wasserkraftwerken liefert. Darüber hinaus wurde die Lippe über weite Strecken durch Wasserbausteine befestigt, um die Flussufer den Anforderungen von benachbarter Infrastruktur und landwirtschaftlicher Nutzung anzupassen.
Auch der Bergbau an der Lippe hat den Fluss nachhaltig geprägt. Hohe Flussdeiche zum Hochwasserschutz in Hamm, Lünen, Haltern-Lippramsdorf und Dorsten sind nur die auffälligste Folge der durch den Steinkohleabbau verursachten Bodensenkungen. Weitere Auswirkungen sind weniger sichtbar, beeinflussen aber ebenfalls das Gewässer: So hat sich – bedingt durch Bergbau, aber auch durch frühere Begradigung der Lippe – die Flusssohle in Höhe der Deichstrecke bei Haltern-Lippramsdorf stark abgesenkt und unter der Wasseroberfläche einen tiefen „Krater“ ausgebildet.
In den 1990er-Jahren wurde an der Lippe begonnen, Sünden der Vergangenheit in Teilbereichen zu kompensieren. Die ersten Erfolge sind schnell sichtbar geworden: Tier- und Pflanzenarten kehren zurück, renaturierte Bereiche werden von der Natur rasch erobert. Auch die Menschen erfreuen sich an den neu entstandenen Auen und Gewässerabschnitten. Daraus erwächst die Notwendigkeit, Wünsche nach Wegen und Fähren an der Lippe mit den ökologischen Ansprüchen in Einklang zu bringen.
Die Seseke ab Bönen diente jahrzehntelang als offener Schmutzwasserlauf, um das Abwasser der Region abzuführen. Nach dem Ende des Berbgbaus konnten die Seseke und ihre Nebenläufe ökologisch verbessert werden: Die Seseke selbst wurde hierzu von einem gradlinigen, in Betonplatten gefassten Gewässer in einen naturnahen, geschwungenen Flusslauf umgestaltet. Nach und nach ist die Natur zurückgekehrt und hat sich neue Lebensräume erobert.
Wasserbezogene Stadtgestaltung in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort: Das macht die neue Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ aus! Die erfolgreichen Kooperationen „Gemeinsam für das Neue Emschertal!“ und „Gemeinsam an der Lippe“ konnten seit 2006 in über 40 Gebieten der Städtebauförderung bauliche Projekte umsetzten, Vernetzung fördern und die Bevölkerung in die Entwicklung ihrer neuen blau-grünen Umwelt einbinden. Jetzt werden die Kräfte in der neuen Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ gebündelt – Gemeinsam können wir mehr erreichen!
Als verbindendes Element zwischen dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, den regionalen Akteuren der Stadtentwicklung sowie Emschergenossenschaft und Lippeverband arbeitet die Kooperation weiter daran, Wasserwirtschaft und Städtebau zu verknüpfen: Für einen positiven Strukturwandel, lebenswerte Quartiere und Menschen an ökologisch wertvollen Gewässern.