Hochwasserschutz und Biodiversität gehen an der Emscher Hand in Hand

Bedrohte Uferschwalbe findet in Dortmund neues Zuhause bei der Emschergenossenschaft

Dortmund. Am Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Ellinghausen, das aktuell von der Emschergenossenschaft gebaut wird, gibt es seit einigen Jahren regelmäßig seltenen Besuch: Die Uferschwalbe nistet dort im Bereich der Baustelle. Im Rahmen seiner Biodiversitätsinitiative hat sich der Wasserwirtschaftsverband in Kooperation mit dem Nabu den Erhalt der Artenvielfalt auf die Fahne geschrieben – daher wird das Habitat der kleinsten Schwalbenart in Europa auch zukünftig geschützt.

Dass das Hochwasserrückhaltebecken zukünftig nicht nur dem Schutz vor Überflutungen dient, sondern auch die bedrohte Uferschwalbe beheimatet, liegt tatsächlich an den Baumaßnahmen der Emschergenossenschaft: Denn durch eine Abbaukante entstand in einem der drei Becken eine Insel mit einem vegetationslosen Steilufer – ideal für die Besiedlung der Uferschwalbe. Sie nistete dort also trotz intensiver Baumaßnahmen und dem Einsatz von großen Baugeräten.

2017 wurde die Ansiedlung der Uferschwalbe während der Arbeiten durch eine Brutvogelkartierung erstmals festgestellt. Seitdem kehrt sie jährlich ab April für ihre Brut nach Ellinghausen zurück – dabei handelt es sich um die einzige Kolonie der Schwalbenart in Dortmund.

Aktiv gegen den Rückgang der Artenvielfalt
„In Kooperation mit dem Naturschutzbund Nabu setzen wir uns mit unserer Biodiversitätsinitiative gegen den Rückgang der Artenvielfalt ein. Bestände wie in Dortmund zeigen, welch wichtiges Potenzial wasserwirtschaftliche Anlagen selbst während der Bauzeit bieten können und dass sie einen aktiven Beitrag zum Naturschutz leisten“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Zuletzt machte der Uferschwalbe der Verlust ihres natürlichen Lebensraums zu schaffen, denn für ihre Brut benötigt sie steile Uferwände, in die sie lange Niströhren graben kann. Diese waren für die kleinen Vögel in der Vergangenheit zunehmend schwerer zu finden. Daher steht die Uferschwalbe in Deutschland auch auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Künstlich erschaffene Lebensräume wie beispielsweise frische Abbruchkanten haben sich für die Schwalbenart zu wertvollen Ersatzlebensräumen entwickelt – so wie am Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Ellinghausen.

Schritte zur Erweiterung der Brutplätze
Um die Bestände der Uferschwalbe zu schützen, hat sich die Emschergenossenschaft den Erhalt des neuen Habitats zur Aufgabe gemacht und verzichtet dafür sogar auf einen Teil des Stauvolumens des Beckens. Die Bauarbeiten werden aus diesem Grund unter Einhaltung eines schonenden Abstands zur Insel fortgesetzt. Zudem werden in Zusammenarbeit mit dem NABU Dortmund weitere Schritte zum Schutz und zur Erweiterung der Brutplätze unternommen.

So werden die Steilufer der Insel außerhalb der Brutzeiten freigehalten und nachprofiliert, sodass sie sich langfristig als Brutplätze für die Uferschwalbe eignen. Darüber hinaus sollen neugierige Besucher und tierische Räuber in Niedrigwasserzeiten durch einen Wassergraben von der Insel ferngehalten werden. Damit vereint die Emschergenossenschaft die Ziele des Hochwasserschutzes und der Biodiversitätsinitiative in einer ökologischen Wasserbewirtschaftung.

Für ihr Engagement zum Schutz der Uferschwalbe haben Dr. Erich Kretzschmar (Nabu Dortmund) und Michael Wulf (Emschergenossenschaft) übrigens bereits im Jahr 2018 den Bürgerumweltpreis der Stadt Dortmund erhalten!

Hintergrund: Biodiversitätsinitiative von EGLV
Der drastische, weltweite Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend. Der negativen Entwicklung wollen die sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) entgegenwirken und die Biodiversität an Gewässern und auf verbandseigenen Anlagen weiter stärken. Der ökologische Gewässerumbau in den Gebieten von Emscher und Lippe, die nachhaltige Nutzung vieler wasserwirtschaftlicher Anlagen und das gezielte Wiederansiedeln von verschiedenen, selten gewordenen Fischarten sind nur einige Beispiele für bereits laufende Maßnahmen.

Biodiversität ist ein Kernbestandteil des Programms „Lebendige Gewässer“, das im Emscher- und Lippe-Gebiet an Gewässern wie Auen sehr erfolgreich umgesetzt wird. Der Gewässerumbau wird dazu seit vielen Jahren durch ein intensives Monitoring begleitet, das z. B. die Entwicklung der gewässertypischen Fauna und Flora, darunter auch seltene oder gefährdete Arten, beobachtet. Insgesamt hat sich beispielsweise im Zuge der ökologischen Verbesserung der Emscher seit rund 30 Jahren die Artenzahl gewässerlebender wirbelloser Tiere im Emscher-Gebiet etwa verdreifacht.

Durch das Programm „Lebendige Lippe“ schaffen EGLV neue Habitate für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch ist an der Lippe die Biodiversität erheblich gestiegen – ein herausragendes Projekt ist die renaturierte Lippe-Mündung in Wesel mit mehr als 600 nachgewiesenen Tier- und 425 Pflanzenarten.

Die Artenvielfalt wird außerdem indirekt auch durch die Verbesserung der Wasserqualität, d. h. die Ertüchtigung der Reinigungsleistung der Klär- und Regenwasserbehandlungsanlagen, gefördert.

Dortmund
Emschergenossenschaft und Lippeverband betreiben in Dortmund 2 Kläranlagen, 24 Pumpwerke, 78 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und rund 121,1 Kilometer Kanäle (29,9 davon Emscher). Außerdem unterhält der Verband in Dortmund rund 93,5 Kilometer Wasserläufe, wovon rund 27 Kilometer (ökologisch verbessert) zur Emscher zählen.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de