Abwasserkanal: Fließrichtung wird „umgedreht“

Weißensteinstraße von April bis August gesperrt

Oberhausen. Zur Erreichung der Abwasserfreiheit in der Emscher baut die Emschergenossenschaft aktuell den Stauraumkanal Oberhausen-Am Handbruch. Dafür muss ab Anfang April bis voraussichtlich Mitte August 2021 die Weißensteinstraße gesperrt werden. Eine Umleitung wird eingerichtet und ausgeschildert.

Aktuell leitet ein Mischwasserkanal mit einem Innendurchmesser von 80 Zentimetern das Abwasser aus dem Einzugsgebiet Bahnstraße offen in die Emscher ein. Künftig soll diese Schmutzfracht in Richtung des unterirdischen Abwasserkanals Emscher (AKE), der bereits auf einer Länge von 51 Kilometern zwischen Dortmund und Dinslaken liegt, transportiert werden. Dafür wird die Fließrichtung des Mischwasserkanals „umgedreht“.

Künftig mündet er in den aktuell neu entstehenden Stauraumkanal OB-Am Handbruch (Innendurchmesser: zwischen 2,20 und 2,40 Meter). Dafür sind unterirdische Vortriebsarbeiten auf einer Länge von 600 Metern notwendig. Darüber hinaus wird auf einer Länge von 1,2 Kilometern eine Druckrohrleitung in offener Bauweise erstellt. Diese Leitung entwässert in den großen AKE. Von dieser Baumaßnahme werden die Weißensteinstraße, die Bahnstraße, die Drostenkampstraße und die HOAG-Trasse betroffen sein. Teilweise wird es hier zu halbseitigen Straßensperrungen mit Ampelschaltungen kommen.

Die Gesamtbaumaßnahme dient der sogenannten Entflechtung des Einzugsgebietes Bahnstraße und des Gewerbegebiets Waldteichgraben. Die Abwasserfreiheit in der Emscher wird bis Ende des Jahres erreicht werden. Die Baumaßnahme am Stauraumkanal inkl. Anpassung des Pumpwerks der Emschergenossenschaft an der Wöhlerstraße wird bis Frühjahr 2022 dauern. Die Emschergenossenschaft bittet um Verständnis.

Hintergrund:
Die Funktionsweise
Eine Regenwasserbehandlungsanlage dient der Trennung von sauberem Regenwasser und schmutzigem Abwasser. In einem Stauraumkanal oder Regenüberlaufbecken wird bei starken Niederschlägen das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal und anschließend zur Kläranlage transportiert werden. 

Das oben schwimmende, weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über eine sogenannte Entlastungsschwelle ins Gewässer „schwappen“. Mit Hilfe der Regenwasserbehandlungsanlagen erhalten die Gewässer also weitestgehend sauberes Wasser, während die Abwasserkanäle und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden. Das ist nicht nur ökologisch äußerst sinnvoll, sondern auch ökonomisch – denn die Abwasserkanäle müssen nicht durchgängig übergroß dimensioniert werden, was die Baukosten erheblich senkt! Zudem gehört sauberes Regenwasser ins Gewässer und nicht in die Kläranlage, wo es unnötigerweise noch einmal für viel Geld gereinigt würde. 

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de