Bienen-Hotels für die Emscher

Zum „Tag der Artenvielfalt“ am 22. Mai: eine tierische Bilanz des Emscher-Umbaus

Emscher-Gebiet. Die neue Emscher kommt – und mit ihr die Natur! Ende 2021 werden die Emscher-Gewässer vom Abwasser befreit sein, in weiten Teilen sind sie bereits heute naturnah umgestaltet. Die Emschergenossenschaft fördert die Steigerung der Artenvielfalt nun mit dem Aufstellen von Bienen-Hotels – das erste ging nach Herne. Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, überreichte es an Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, der zugleich Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft ist.

„Im Zuge der Emscher-Renaturierung hat sich die Artenvielfalt seit Anfang der 1990er-Jahre nahezu verdreifacht – heute sind es rund 500 Arten, die in das Emscher-Gebiet zurückgekehrt sind“, bilanziert Dr. Frank Dudda zum Tag der Artenvielfalt, der jedes Jahr am 22. Mai begangen wird. Zahlreiche Tierarten sind wieder in und an der Emscher zu finden: Längst haben wieder Forellen, Groppen und Stichlinge das Gewässer als Lebensraum wiederentdeckt. „Ich freue mich sehr darüber, dass die Artenvielfalt in der Emscher und ihren Zuflüssen sich so positiv entwickelt hat. Die Wiederansiedlung der Emscher-Groppe im Herner Ostbach ist ein gutes Beispiel hierfür“, so Dr. Dudda.

Doch nicht nur im Fluss, sondern auch an den Ufern kann sich die Fauna mittlerweile wieder sehen lassen. „Der Eisvogel als Indikator einer guten Gewässerqualität fühlt sich mittlerweile an der Emscher und ihren Nebengewässern genauso wieder zuhause wie die Gebirgsstelze und die Blauflügelige Prachtlibelle – der Emscher-Umbau hat es möglich gemacht“, sagt Uli Paetzel.

Bald summt’s an der Emscher
Groppe, Libelle und Eisvogel bekommen bald summende Nachbarn, denn mit den neuen artengerechten Nisthilfen für Wildbienen engagiert sich die Emschergenossenschaft aktiv für den Schutz der Insektenvielfalt. Der in den Bienen-Hotels eingebaute Tonstein wurde von Volker Fockenberg, einem regionalen Wildbienenexperten mit langjähriger Erfahrung im Insektenschutz, optimal für die summenden Individuen entworfen und in Handarbeit angefertigt. Bis zu 1500 Bienen unterschiedlicher Arten finden darin Platz. Durch ergänzende Holzrahmen, gebaut in der Werkstatt der Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel, erhält der Stein einen zusätzlichen Witterungsschutz und hindert Fressfeinde am Öffnen der Nestverschlüsse.

Aus der Erfahrung des Herstellers ist bekannt, dass der Bienenstein in der Regel bereits im ersten Jahr angenommen wird. Über den Sommer hinweg legen die Wildbienen ihre Nester an und tragen ausreichend Winterproviant für ihre Larven heran. Im Winter bleiben die Gänge verschlossen, bis im darauffolgenden Jahr die jungen Bienen ausfliegen.

Neue Emscher ist schon da
Die Steigerung der Biodiversität im Ruhrgebiet ist eines der Ergebnisse des Generationenprojektes Emscher-Umbau. Zahlreiche bereits abwasserfreie Abschnitte – an der Emscher, aber auch an den Nebenläufen – sind bereits fertig renaturiert worden. Idyllische Flusslandschaften gibt es unter anderem an diesen Gewässern: gesamter Emscher-Oberlauf in Holzwickede und Dortmund inkl. aller Nebengewässer, Deininghauser Bach in Castrop-Rauxel, Hellbach-System in Recklinghausen, Ostbach in Herne, Resser Bach in Herten, Hofsteder Bach in Bochum, alle Gewässer in Gladbeck, Kirchschemmsbach in Bottrop, Borbecker Mühlenbach in Essen, Läppkes Mühlenbach in Oberhausen sowie die Emscher-Altarme in Duisburg.

Die neue Emscher kommt – vielerorts ist sie schon längst da!

Hintergrund: Biodiversitätsinitiative
Der drastische, weltweite Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend. Der negativen Entwicklung will der öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft entgegenwirken und die Biodiversität an Gewässern und auf verbandseigenen Anlagen stärken. Der ökologische Gewässerumbau im Emscher-Gebiet, die nachhaltige Nutzung vieler wasserwirtschaftlicher Anlagen und das gezielte Wiederansiedeln von verschiedenen, selten gewordenen Fischarten sind nur einige Beispiele für bereits laufende Maßnahmen.

Biodiversität ist ein Kernbestandteil des Programms „Lebendige Gewässer“, das an Gewässern wie Auen erfolgreich umgesetzt wird. Der Gewässerumbau wird dazu seit vielen Jahren durch ein intensives Monitoring begleitet, das z.B. die Entwicklung der gewässertypischen Fauna und Flora, darunter auch gefährdete Arten, beobachtet. Insgesamt hat sich beispielsweise im Zuge der ökologischen Verbesserung der Emscher seit rund 30 Jahren die Artenzahl gewässerlebender wirbelloser Tiere im Emscher-Gebiet etwa verdreifacht.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de