Pumpwerk Oberhausen spielt zentrale Rolle beim Emscher-Umbau
Ohne die Anlage der Emschergenossenschaft könnte die Abwasserfreiheit nicht erreicht werden
Emscher-Region/Oberhausen. Bis Ende des Jahres wird die Emscher vom Abwasser befreit sein. Dann kommt das Generationenprojekt Emscher-Umbau nach 30 Jahren zum Abschluss. Eine Hauptrolle spielt dabei das erst in diesem Jahr in Betrieb genommene Pumpwerk Oberhausen. Ohne Deutschlands größtes Schmutzwasserpumpwerk geht beim Emscher-Umbau nichts – es ist der Dreh- und Angelpunkt für den Schlussspurt. Bis zu 16.500 Liter Abwasser können von den zehn Pumpen pro Sekunde hochgepumpt werden. Und das aus einer Tiefe von bis zu 40 Metern.
Das letzte der drei Pumpwerke entlang des Abwasserkanals Emscher (AKE) war der große Meilenstein in diesem Jahr auf dem Weg hin zur Abwasserfreiheit der Emscher. Das Abwasser kommt im Pumpwerk Oberhausen in rund 38 Metern Tiefe an und wird von den zehn Pumpen rund 42 Meter hochgefördert. Das gesamte ankommende Abwasser wird dabei in die sogenannten Entspannungsschächte hochgepumpt und gelangt von hier aus in den anschließenden, letzten Abschnitt des AKE. Von dort aus fließt es dann 3,2 Kilometer lang bis zum Klärwerk Emscher-Mündung in Dinslaken. Ohne die drei Pumpwerke würde der Kanal dort deutlich zu tief – 75 Meter unterhalb der Oberfläche – ankommen.
Die Abwasserfreiheit ist ein Ereignis, auf das viele Menschen schon weit mehr als die 30 Jahre Planungs- und Arbeitszeit warten. Wenn aus der einst stinkenden „Köttelbecke“ bald wieder ein sauberer Fluss wird, können die direkten Anwohnerinnen und Anwohner der Emscher endlich aufatmen. So wird aus der „ungeliebten Nachbarin“ schon bald ein Fluss, auf den das Ruhrgebiet mit Stolz blicken kann. Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft: „Die Abwasserfreiheit der Emscher ist eine Aufgabe, an der wir viele Jahre für die Menschen unserer Region mit ganz viel Stolz arbeiten durften. Nun stehen wir vor dem Abschluss und das Pumpwerk in Oberhausen wird für die blau-grüne Zukunft des Reviers eine tragende Rolle spielen.“
Herzstück des Emscher-Umbaus
Als Herzstück des Emscher-Umbaus konnten seit der Inbetriebnahme des Pumpwerks im August die gesamten 51 Kilometer des Abwasserkanals Emscher zwischen Dortmund und Dinslaken geflutet werden. Aktuell arbeitet die Emschergenossenschaft mit Hochdruck an den letzten Anschlussarbeiten, um die vielen Nebenläufe der Emscher noch rechtzeitig vom Abwasser befreien zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten die Beteiligten auch zwischen den Jahren weiter, um die letzten Umschlüsse fertigzustellen. Nach diesem Schritt beginnt für die Emscher eine neue Zeitrechnung. Der einst stark riechende und daher von vielen ungeliebte Fluss wird dann zu einem Zeichen für Aufbruch und nachhaltige Regionalentwicklung. Die Renaturierung hat Strahlkraft weit über die Grenzen der Region hinaus und dient weltweit als Vorbild für ähnliche Projekte.
Die Geschichte des Pumpwerks begann 2016 mit dem wohl größten Loch des Ruhrgebiets, zumindest war es die tiefste Erdbaustelle der Emschergenossenschaft im Rahmen des Emscher-Umbaus. Mehr als 40 Meter tief ragte dieses in den Boden hinein. An dieser Stelle sollte das zentrale Element des Emscher-Umbaus errichtet werden. Unter der Erdoberfläche ist die Anlage ein beeindruckendes mehrstöckiges Geflecht aus Beton, Stahl und scheinbar unendlichen Treppenkonstruktionen. Ganz unten angekommen – entweder zu Fuß oder über den Aufzug – befindet sich in 40 Meter Tiefe das Herz der Anlage: die zehn Pumpen. Diese Pumpen sorgen dafür, das natürliche Gefälle des Abwassers auszugleichen, damit es den weiten Weg von Holzwickede über verschiedene Kläranlagen und Pumpwerke bis zu seiner letzten Station schafft. Als gereinigtes Wasser fließt es dann künftig über die neue Emscher-Mündung in Voerde in den Rhein.
Im kommenden Jahr entsteht nur einen Steinbruch vom Pumpwerk entfernt am Holtener Bruch eine neue Auenfläche. Der Spatenstich dafür liegt im Frühjahr 2022. Die Bauzeit beträgt voraussichtlich zwei Jahre.
Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren knapp 5,5 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de