Emscherschnellweg: Klärbecken reinigen künftig Regenwasser von der A42
Die Autobahn GmbH hat die Entwässerung an die Emschergenossenschaft übertragen. Der Wasserwirtschaftsverband baut nun vier Anlagen in Oberhausen
Oberhausen. Die Emschergenossenschaft baut im Bereich der Bundesautobahn A 42 in Oberhausen vier Regenkläranlagen zur Reinigung des von den Fahrbahnen abgeleiteten Oberflächenwassers. Den Startschuss dafür gab der Wasserwirtschaftsverband heute gemeinsam mit der Autobahn GmbH und der Stadt Oberhausen. Bis Ende 2024 sollen die Arbeiten, in die 1,5 Millionen Euro investiert werden, abgeschlossen sein.
„Die seit mehr als zwei Jahren abwasserfreie Emscher ist auch der Grund, weswegen die Entwässerung der Autobahn eine deutlich höhere Bedeutung erhält. Hier besteht die Notwendigkeit der Trennung in klärpflichtige und nicht klärpflichtige Niederschlagswässer vor Einleitung in den Fluss“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Durch die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wird es zunehmend notwendig, die Behandlung von Niederschlagswasser speziell von stark frequentierten Straßen in einem weit größeren Umfang als bislang praktiziert durchzuführen. „Daher haben wir die Aufgabe der Entwässerung der A 42 im Bereich zwischen dem Kreuz A42/45 in Castrop-Rauxel und der östlichen Rampe der Rheinbrücke in Duisburg hoheitlich an die Emschergenossenschaft als für diesen Bereich verantwortlichen Wasserwirtschaftsverband übertragen“, sagt Thomas Ganz, Niederlassungsleiter der Autobahn GmbH im Rheinland. Der Streckenabschnitt der A 42 westlich des Rheins liegt im Zuständigkeitsbereich der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft (LINEG).
Gegenstand der Übertragung an die Emschergenossenschaft sind sämtliche notwendigen Entwässerungseinrichtungen außerhalb des Straßenkörpers vor Einleitung in kommunale oder genossenschaftliche Gewässer bzw. Kanalisationsanlagen. Die Entwässerung des Straßenkörpers (Sammeln und Fortleiten des Regenwassers) selbst liegt weiterhin bei der Autobahn GmbH, während die Emschergenossenschaft für das Übernehmen, Behandeln und Einleiten des Wassers verantwortlich ist.
„Als technischer Dienstleister rund um den Wasserkreislauf übernimmt die Emschergenossenschaft damit eine wichtige wasserwirtschaftliche Aufgabe, um die weitere Revitalisierung der bereits abwasserfreien Emscher sicherzustellen. Die Übertragung der Entwässerungsaufgabe stellt eine Win-win-Situation für beide Unternehmen dar“, sagt Michael Kalthoff, stellvertretender Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft.
Die vier Becken und ihre Funktionsweise
Die vier Absetzbecken entstehen an drei Standorten entlang der A 42: 1) an der Arminstraße nördlich der A 42, nahe der Burg Vondern, 2) direkt gegenüber südlich der Autobahn, 3) unmittelbar östlich der Osterfelder Straße südlich der A 42, im Bereich der Auffahrt in Richtung Dortmund, 4) nördlich der Autobahn im Bereich westlich des Wittekindfriedhofs. In diesem Bereich verläuft die als „Emscherschnellweg“ bekannte Autobahn parallel zur Emscher.
Die Regenklärbecken bestehen aus Fertigteilschächten mit Durchmessern von 2,30 bis 2,60 Metern, sie sind zwischen vier und acht Meter tief. „Das von den Fahrbahnen der Autobahn abgeleitete Oberflächenwasser, das in der Regel aufgrund des Reifenabriebes der Fahrzeuge einen hohen Mikroplastikanteil enthält, wird später in die Schächte eingeleitet. Dort wird das Regenwasser zunächst beruhigt, was zu einer Absetzwirkung führt: Nach dem Gesetz der Schwerkraft setzen sich die schwereren Sedimente – z.B. Gummireste und Schmutz – nach unten ab, während das hierbei entstehende Klarwasser weitestgehend sauber und nicht klärpflichtig ist. Es kann daher bedenkenlos in die Emscher eingeleitet werden. Der separierte Schmutzanteil dagegen wird abgepumpt und entsorgt“, erklärt Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft, die Funktionsweise der Regenbecken.
Pro Standort rechnet die Emschergenossenschaft mit einer Bauzeit von zwei bis drei Monaten. Bis Ende des Jahres sollen die Regenkläranlagen fertig sein und in Betrieb genommen werden. „Der Bau der Becken ist eine gute Nachricht für unsere Stadt, denn diese Anlagen sorgen dafür, dass künftig deutlich saubereres Regenwasser in die Emscher in Oberhausen eingeleitet wird. Das kommt auch der Flora und Fauna im restlichen Emscher-Abschnitt zu Gute“, sagt Daniel Schranz, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de