Begrünte Fassaden und Wasserspeicher wappnen Rathaus gegen Auswirkungen des Klimawandels

Lippeverbands-Vorstandsvorsitzender Prof. Uli Paetzel übergibt Förderbescheid über 1,9 Millionen Euro an Bürgermeister André Dora

Datteln. Fassadenbegrünung, unterirdische Wasserspeicher und Abkopplung der Niederschlagsentwässerung von der Kanalisation: Die Stadt Datteln baut das Rathausgelände an der Genthiner Straße klimarobust um. Das bewirkt einen besseren Schutz bei Starkregen und reduziert Hitzestau. Vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Lippeverband wird das Projekt mit rund 1,9 Millionen Euro gefördert.

Die Folgen des Klimawandels bringen es mit sich, dass es einerseits häufiger Starkregen gibt, andererseits Dürre- und Hitzeperioden zunehmen. Mit vielen versiegelten Flächen und weniger Grün als im unbebauten Umland haben Städte mit diesem Extremwetter zu kämpfen, weil das Thermometer in Fußgängerzonen oder Wohnstraßen an die 40-Grad-Marke klettert oder Überflutungen drohen, wenn es intensiv regnet.

Negativ wirkt sich in diesem Zusammenhang aus, dass Niederschlag vielfach noch gemeinsam mit Abwasser in die Kanalisation abgeleitet wird. Dabei ist Regenwasser ein kostbares Gut und kann Teil der Lösung sein, wenn es mehr Platz zum Versickern bekommt, wenn es verdunsten und damit zur Kühlung beitragen kann oder gespeichert und zur Bewässerung von Grün genutzt wird. Fachleute sprechen vom Schwammstadt-Prinzip, bei dem die städtische Infrastruktur Regenwasser wie ein Schwamm aufsaugt und nach und nach abgibt.

Regenwasser fließt nicht mehr zur Kläranlage
Nach diesem Prinzip wird deshalb das Rathausgelände der Stadt Datteln an der Genthiner Straße umgebaut: Rund 2700 Quadratmeter Dach- und Parkplatzflächen werden von der Kanalisation abgekoppelt. Das Regenwasser von diesen Flächen fließt künftig nicht mehr unnötig Richtung Kläranlage. Stattdessen wird es über offene Rinnen in Mulden- und Versickerungsflächen geleitet. Entsiegelung und der Einbau von versickerungsfähigem Pflaster tragen außerdem dazu bei, dass Regenwasser nicht in den Kanal fließt. Zusätzlich werden unterirdische Wasserspeicher (Rigolen) gebaut, die helfen, den alten Baumbestand auf dem Gelände zu bewässern und damit zu erhalten. Und es gibt noch mehr Grün: Rund 1200 Quadratmeter der Rathausfassade werden bodengebunden bepflanzt, die Bewässerung erfolgt über Regenwasser, das in einer Zisterne aufgefangen wird.

„Das Rathaus und seine Umgebung haben einen hohen Aufenthaltscharakter, den wir erhalten müssen“, sagte Dattelns Bürgermeister André Dora bei der Übergabe des Förderbescheids durch den Lippeverbands-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Uli Paetzel. „Deshalb müssen wir dem Klimawandel begegnen, indem wir Rathaus und Umfeld entsprechend anpassen, damit dieser Bereich lebenswert bleibt. Mit dem Erhalt des Förderbescheids können wir jetzt mit den Vorarbeiten starten.“

Schwammstadt-Prinzip wird umgesetzt
„Das Projekt zeigt anschaulich, wie das Schwammstadt-Prinzip und eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung umgesetzt werden können“, sagte Prof. Dr. Uli Paetzel. „Es ist mir daher eine große Freude, den Förderbescheid in Höhe von 1,9 Millionen Euro zu übergeben.“ Rund 1,1 Millionen Euro davon fördert das NRW-Umweltministerium aus dem Förderprogramm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“, der Lippeverband stockt mit rund 754.000 Euro auf den Gesamtbetrag auf, so dass die Stadt Datteln eine hundertprozentige Förderung für alle Baumaßnahmen rund um die Regenwasserbewirtschaftung am Rathaus erhält.

Als Wasserwirtschaftsverband beteiligt sich der Lippeverband an dem Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ und damit am klimarobusten Umbau der Städte. „Wasserwirtschaft und Stadtplanung und -gestaltung zusammen zu planen und umzusetzen, ist in Zeiten des Klimawandels unerlässlich“, so Uli Paetzel. „Das zahlt auf die Daseinsvorsorge ein, aber auch auf die Steigerung von Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt.“

Denn je mehr Speicherkapazitäten und Ablaufflächen es für Niederschlag gibt und je weniger Regen in der Kanalisation landet, desto geringer ist das Gefährdungspotenzial von Stark- oder Dauerregen. Je mehr Grün und damit Verdunstungsflächen es gibt, desto besser funktionieren Kühlung und Frischluftzufuhr.

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk und das Förderprogramm KRiS
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Lippeverband gemeinsam mit Städten der Emscher-Lippe-Region an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der blau-grüne Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) von Emschergenossenschaft, Emscher-Kommunen und dem Land NRW und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei Emschergenossenschaft und Lippeverband setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de.