Spielen und lernen am renaturierten Sellmannsbach
NRW-Städtebauministerin Ina Scharrenbach weiht gemeinsam mit Stadt Gelsenkirchen und Emschergenossenschaft das neue Blaue Klassenzimmer am renaturierten Gewässer ein
Gelsenkirchen. Spielerisch lernen am Wasser – das ist ab sofort am Sellmannsbach in Gelsenkirchen möglich: An dem ersten renaturierten Abschnitt des Gewässers ist unter Beteiligung von Kindern aus dem Stadtteil ein Blaues Klassenzimmer direkt am Gewässer entstanden. Am Montag (30.9.) wurde es von Ina Scharrenbach (Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen), Karin Welge (Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen), der Emschergenossenschaft sowie etwa 80 Kindern der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck und der Grundschule Marschallstraße offiziell eingeweiht.
Das Blaue Klassenzimmer macht die Renaturierung des Sellmannsbachs für die Bevölkerung greifbar und die neue Natur erlebbar. Damit die Gewässerstation auch den Vorstellungen der späteren Nutzer*innen entspricht, waren zahlreiche Kinder an der Planung beteiligt. Im Rahmen der Kooperation „Gemeinsam an Emscher und Lippe“ zwischen dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Emschergenossenschaft brachten sie zum Beispiel Ideen zur Größe und Gestaltung des Klassenzimmers mit ein, damit der Lernort auch für andere Schulfächer und von verschiedenen Gruppen genutzt werden kann.
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, sagt: „Gemeinsam für Emscher und Lippe, gemeinsam zu neuen Ufern! Mit der heutigen Einweihung des ‚Blauen Klassenzimmers‘ am Sellmannsbach kommen wir den gemeinsamen Zielen immer näher: Wir wollen Emscher und Lippe weiter zu neuen Lebensadern für Mensch und Natur machen. Hier am Selllmansbach werden Kinder und Jugendliche in Zukunft spielerisch an wichtige Themen wie Natur- und Umweltschutz herangeführt. Möglich macht das die Kooperation ‚Gemeinsam für Emscher und Lippe‘ zwischen der Landesregierung und der Emschergenossenschaft. Bis 2027 werden mit rund 3,54 Millionen Euro zahlreiche Projekte unterstützt, um beide Flüsse weiter zu öffnen. Durch die Verknüpfung von städtebaulichen, wasserwirtschaftlichen und gewässerökologischen Maßnahmen verbessern wir gemeinsam die blau-grüne Infrastruktur in der Region und schaffen gleichzeitig noch mehr Lebensqualität für die Menschen vor Ort. Ein absolutes Plus für alle Bewohnerinnen und Bewohner, insbesondere für Kinder und Jugendliche.“
In „ihrem“ Blauen Klassenzimmer werden Kinder und Jugendliche zu Entdecker*innen und kleinen Forschenden. Der Lernort im Freien hat einen direkten Zugang zum Sellmannsbach, an dem zukünftig der Biologieunterricht zum Leben erwacht: Am Ufer können die Schüler*innen auf Natursteinreihen dem Unterricht lauschen, auf Trittsteinen im Wasser können sie den Bach und seine „Bewohner*innen“ selbst erkunden. „Gewässerstationen wie dieses Blaue Klassenzimmer sind tolle Begegnungsorte, an denen die Kinder und Schülerinnen und Schüler der umliegenden Kitas und Schulen viele interessante und vor allem erkenntnisreiche Stunden verbringen können. Ich freue mich sehr darüber, dass es nun in Gelsenkirchen ein Blaues Klassenzimmer gibt“, sagt Karin Welge, Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen. In den vergangenen Jahren hatte die Emschergenossenschaft unter anderem bereits Blaue Klassenzimmer in Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Gladbeck errichtet.
Mehrwerte für Menschen und Natur
Noch fließen Teile des seit 2021 abwasserfreien Sellmannsbachs durch ein Betonkorsett – die Fertigstellung des ersten renaturierten Abschnitts ermöglicht eine Vorschau auf die naturnahe Zukunft des Baches: Ein ökologisch umgestaltetes Gewässer, das Fischen, kleinen Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum bietet und an dem sich auch die Anwohner*innen entspannen können. „Mit dem Umbau des Sellmannsbach leisten wir als Emschergenossenschaft einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt und verbessern zeitgleich die Lebens- und Aufenthaltsqualität der Menschen vor Ort. Wir geben ihnen den Bach zurück. Das Blaue Klassenzimmer eröffnet uns darüber hinaus die Möglichkeit, jungen Leuten Themen wie Natur- und Umweltschutz eindrucksvoll näherzubringen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Den ökologischen Umbau des Emscher-Nebenlaufes setzt die Emschergenossenschaft Hand in Hand mit der Abwassergesellschaft Gelsenkirchen (AGG)/Gelsenkanal um, da die ersten 2,3 Kilometer des Bachs von der Quelle bis etwa zur Hochkampstraße der Stadt Gelsenkirchen gehören. Für die Umgestaltung des nun ersten renaturierten Abschnitts des Sellmannsbachs investierten die Emschergenossenschaft und die AGG/Gelsenkanal insgesamt fünf Millionen Euro. Für die Errichtung des Blauen Klassenzimmers und der Gewässerstation „Naturguck“ – ein Aussichtspunkt am Hochwasserrückhaltebecken an der Alfred-Zingler-Straße, an dem (seltene) Vögel beobachtet werden können – investierte die Emschergenossenschaft 180.000 Euro. Das Land NRW förderte diese Maßnahme zu 80 Prozent. Weitere Gewässerstationen in Bachabschnitten der Stadt Gelsenkirchen sind in Planung und werden voraussichtlich im kommenden Jahr eröffnet.
Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“
Mit dem Ziel, städtebauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen in den Quartieren miteinander zu verknüpfen und so die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern, sind Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) eine Kooperation mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD) des Landes NRW eingegangen. Dank dieser Zusammenarbeit können Projekte zur Erlebbarkeit von Gewässern wie der Bau von Blauen Klassenzimmern oder Lern- und Entdeckerorten und die Errichtung von Rast- und Aufenthaltsplätzen realisiert werden. Die Maßnahmen der Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ werden zu 80 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung gefördert.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de