Artenvielfalt an der Emscher entwickelt sich positiv

Seit der Umgestaltung der Mündung in den Rhein besiedeln wieder Fische den einst biologisch toten Fluss

Emscher-Region. Das Leben kehrt in die Emscher zurück – das vermeldete die Emschergenossenschaft am Freitag auf ihrer Jahreshauptversammlung im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus: Seit der Öffnung der neuen Mündungsaue in den Rhein kommt es vermehrt zu einer Besiedlung von Fischen aus dem Rhein in die bis vor wenigen Jahren noch biologisch tote Emscher.

„In den 1980er-Jahren galt die Emscher als der dreckigste Fluss Europas. Noch vor drei Jahren führte sie ungeklärtes Abwasser – und heute schwimmen wieder Flussbarsch, Rotfeder sowie der Dreistachlige und der Neunstachlige Stichling in der dank des Emscher-Umbaus wieder abwasserfreien und in weiten Teilen bereits renaturierten Emscher. In der grünsten Industrieregion ist eben alles möglich!“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Stadt Herne.

Die Abwasserfreiheit in der Emscher wurde nach einem 30 Jahre dauernden Generationenprojekt Ende 2021 erreicht – in den drei Jahrzehnten zuvor waren vier moderne Großkläranlagen (in Dortmund, Bottrop, Dinslaken und Duisburg) gebaut sowie über 430 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt worden. Im November 2022 wurde schließlich die renaturierte Anbindung der Emscher in den Rhein bei Dinslaken und Voerde feierlich eröffnet – von nun an stürzt die Emscher nicht mehr wie in den 73 Jahren seit 1949 sechs Meter tief in den Rhein, sondern fließt durch eine idyllische Auenlandschaft. Die Umgestaltung des Mündungsraums erlaubt es seitdem auch Fischen aus dem Rhein, erstmals wieder die Emscher zu besiedeln. Und tatsächlich: Im Rahmen von Befischungen an zwölf Messstellen im gesamten Emscher-Gebiet sind im laufenden Jahr zahlreiche Fischarten entdeckt worden – darunter neben den bereits erwähnten auch Schleie, Giebel, Gründling und Aland.

Die positive Entwicklung der Artenvielfalt in der Emscher konnte auch im Zuge eines großen Monitoring-Tages am 30. Juni in Castrop-Rauxel und Recklinghausen nachgewiesen werden: An der nahe des Wasserkreuzes weitläufig renaturierten Emscher sowie am ebenfalls umgestalteten Suderwicher Bach konnte die Emschergenossenschaft gemeinsam mit Partnern wie dem Nabu NRW 35 wasserlebende Tierarten, 270 Insektenarten sowie 310 Pflanzenarten feststellen. „Das blaugrüne Leben kehrt in die einst braune Emscher zurück“, resümiert Frank Dudda.

125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de