Emscher-Strand: Vision wird Wirklichkeit

In Recklinghausen ist auf 1000 Quadratmetern bereits der erste Sand aufgeschüttet worden – fertig ist der Emscher-Strand damit aber nicht: Vor der Eröffnung im Sommer wird noch die Bevölkerung an der weiteren Ausgestaltung beteiligt

Recklinghausen / Castrop-Rauxel. Der Natur- und Wasser-Erlebnis-Park ist bald um ein neues Emscher-Erlebnis reicher: Der Emscher-Strand oberhalb des renaturierten Flusses – einst eine kühne Vision – wird Wirklichkeit! In Recklinghausen, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel hat die Emschergenossenschaft nun auf einer Länge von 70 Metern und auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern rund 200 Kubikmeter Sand aufgeschüttet. Fertig ist der Emscher-Strand damit aber noch lange nicht, denn an der konkreten Ausgestaltung dieser Attraktion will die Emschergenossenschaft die Bevölkerung teilhaben lassen: Der sogenannte Strandtag findet am 13. Juni im Emscherland statt, über die genauen Zeiten und Details wird der Wasserwirtschaftsverband noch rechtzeitig informieren.

„Der Emscher-Strand steht für eine neue Vision eines Flusses, der über Jahrzehnte hinweg eine No-Go-Area war und nun dabei ist, sich zu einem Freizeitidyll zu entwickeln. Der Begriff Emscher-Strand und die Auseinandersetzung damit sollen bewusst die Aufmerksamkeit auf den besonderen Charakter und die Geschichte dieses einzigartigen Flusses lenken. Vor allem aber soll der Emscher-Strand die Menschen einladen, zur Emscher zu kommen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Die Renaturierung des zentralen Flusses des Ruhrgebietes in den kommenden Jahren bringt darüber hinaus städtebauliche Chancen mit sich, die die Emschergenossenschaft gemeinsam mit den Partnerkommunen und mit den Menschen an der Emscher nutzen will: Mit dem Projekt „Emscher-Strand“ sollen das Gewässer und sein ökologischer Wandel besser erlebbar und vor allem auch vermittelt werden.

Strände wie Perlen entlang der Emscher
Die Emschergenossenschaft plant dazu aktuell vier Strände, die sich wie Perlen entlang der Emscher reihen. Im Sommer 2025 will der Verband, der jüngst sein 125-jähriges Bestehen feierte, den ersten Emscher-Strand in der Nähe des Wasserkreuz in Recklinghausen und Castrop-Rauxel eröffnen – ideal gelegen am Natur- und Wasser-Erlebnis-Park, eine idyllische Stelle mit einem tollen Blick auf die renaturierte Emscher, den neuen Suderwicher Bach und den neuen großen Weinberg der Emschergenossenschaft auf der Emscher-Insel zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal.

Der in Fließrichtung nächste Strand entsteht bis 2027 in unmittelbarer Nähe zum Gelsenkirchener Nordsternpark. Von diesem Emscher-Strand aus schauen die Gäste auf die Mündung des Schwarzbaches in die Emscher.

Im weiteren Flussverlauf entwickelt die Emschergenossenschaft gemeinsam mit der Stadt Bottrop in der Welheimer Mark ebenfalls einen Emscher-Strand.

Ein vierter Strand entsteht in Oberhausen-Holten – als geeigneten Standort für die Promenade Emscher-Strand haben die Stadt Oberhausen und die Emschergenossenschaft vorab bereits einen Abschnitt des Emscher-Weges im Stadtteil Holten, östlich der Bahnstraße und unmittelbar am dortigen Jugendzentrum Emscherdamm gelegen, auserkoren. An dieser Stelle verlässt die Emscher künftig die sich noch in der Entstehung befindende weitläufige Auenlandschaft im Holtener Bruch und fließt in Richtung der Emscher-Mündung in den Rhein bei Dinslaken und Voerde.

Es soll ein Projekt der Bürgerinnen und Bürger werden
Wichtig ist der Emschergenossenschaft, dass die Emscher-Strände ein Projekt der Bürgerinnen und Bürger aus der Region wird – daher auch die Idee, im Rahmen der Initiative „Mach mit am Fluss!“ Beteiligungsprozesse durchzuführen. Daher stehen im Vorfeld der Partizipationsworkshops – Details zu den Terminen wird die Emschergenossenschaft noch mitteilen – nur einige wenige Parameter fest: Es soll vor Ort Möglichkeiten zum Verweilen, Entspannen und Spielen geben. Balkone oder Terrassen sollen neue Blicke auf die sich in den kommenden Jahren noch wandelnde Emscher ermöglichen.

Ob es bei diesen vier Emscher-Stränden bleibt? Nein, jede Stadt kann einen Strand erhalten – auch an den Nebenläufen der Emscher. Die Emschergenossenschaft ist jederzeit offen für Vorschläge aus den Kommunen.

Wie es sich für einen Strand gehört, wird es viel Sand geben und je nach Standort Platz für zirka 50 bis 100 Menschen. Im Sommer werden Liegestühle und gastronomische Angebote zum Verweilen und Entspannen einladen, so dass man den Sonnenuntergang an der neuen Emscher genießen kann – vielleicht sogar auch bei einem Glas Emscher-Wein von den eigenen Weinbergen der Emschergenossenschaft entlang des revitalisierten Flusses. Der Eintritt zum Emscher-Strand wird gratis sein, für die Bewirtung stellt sich die Emschergenossenschaft gemeinnützige Betreibende vor. Vorgeschaltet wird es immer auch Beteiligungsformate geben, bei denen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger ebenfalls mit ihren Ideen einbringen können.

Direkt am Emscher-Weg gelegen
Die künftige Lage der Emscher-Strände direkt am Emscher-Weg macht sie zu einem festen Bestandteil des beliebten und rund 100 Kilometer langen Rad- und Wanderweges von der Emscher-Quelle in Holzwickede bis zur Emscher-Mündung in Dinslaken/Voerde. Ob von West nach Ost oder von Ost nach West – die Emscher-Strände werden zum Verweilen an der neuen Emscher einladen.

Wird das Baden in der Emscher erlaubt sein? Das ist die vermutlich meistgestellte Frage in Verbindung mit dem Emscher-Strand. Leider muss jedoch das Baden in der Emscher auch künftig untersagt bleiben! Nur wenige Jahre nach der Befreiung vom Abwasser besitzt der Fluss, der über Jahrzehnte als offener Schmutzwasserlauf gebraucht wurde, noch lange keine Badegewässerqualität. Hinzu kommt, dass die Emscher grundsätzlich eine sehr starke Strömung aufweist, die auch erfahrene Schwimmer*innen überfordern würde.

Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de