Datteln: Vom schwarzen Strich zum offenen Bach
Lippeverband schließt Arbeiten am Mündungsbereich des Dattelner Mühlenbachs ab
Datteln. Wo sich der Dattelner Mühlenbach bislang wie ein schwarzer Strich seinen Weg durch die Felder in Richtung Lippe gebahnt hat, ist jetzt eine…
Datteln. Wo sich der Dattelner Mühlenbach bislang wie ein schwarzer Strich seinen Weg durch die Felder in Richtung Lippe gebahnt hat, ist jetzt eine ökologisch wertvolle Auen-Landschaft entstanden. Der Lippeverband schloss die Renaturierung des Mündungsbereichs Anfang des Jahres ab, die er im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ seit März 2018 im Auftrag des Landes NRW umgesetzt hatte. Lippeverbands-Chef Prof. Dr. Uli Paetzel, Gerhard Odenkirchen, Abteilungsleiter im Umweltministerium NRW, Lippeverbands-Ratsvorsitzender Bodo Klimpel und Dattelns Bürgermeister André Dora trafen sich am Mündungsbereich, um die Entwicklung in Augenschein zu nehmen.
„Mit dem Programm ‚Lebendige Lippe‘ wollen wir, wo immer es möglich ist, dem Fluss zu einem natürlichen guten Zustand zurückhelfen. Hier sieht man, wie verschiedene Uferstrukturen Flora und Fauna ein optimales Umfeld bieten“, bewertet Gerhard Odenkirchen die Maßnahme. Das Land Nordrhein-Westfalen finanzierte als Eigentümer der Lippe die Maßnahme mit rund 2,1 Millionen Euro – wobei sich die geplanten Kosten ursprünglich auf 2,5 Millionen Euro beliefen.
Renaturierung dient auch dem Hochwassermanagement
„Die Lippe ist völlig verdient als ‚Flusslandschaft des Jahres 2018/2019‘ ausgezeichnet worden. Obwohl die Lippe schön wirkt, ist sie an vielen Stellen noch begradigt und mit Steinen eingefasst. Darum sind weitere Kurven im Flussverlauf nötig, die die Abflussgeschwindigkeit verringern und mittelfristig auch dem Hochwassermanagement in unserer Region dienen“, erläutert Halterns Bürgermeister Bodo Klimpel in seiner Funktion als Ratsvorsitzender des Lippeverbandes.
Von der Köttelbecke zur Flusslandschaft
„Bis zur Umgestaltung sah der Mündungsbereich des Mühlenbachs eher wie ein Nebenlauf der Emscher aus“, erinnert Uli Paetzel. Eingezwängt in Sohlschalen aus Beton traf das Gewässer „schnurgerade“ auf die Lippe. Vor der Einleitung in die Lippe wurde das gesamte Wasser aus dem Einzugsgebiet – inklusive der Schmutzwasseranteile im Bachlauf – in der Lippeverbands-Kläranlage Dattelner Mühlenbach gereinigt. Zukünftig durchläuft nur noch schmutziges Abwasser den Reinigungsprozess – sauberes Bach- und Oberflächenwasser fließt ab Ende 2019 ohne Umweg der Lippe zu.
„Mehrwert für die gesamte Region“
„Die Renaturierung der Lippe und ihrer Nebenläufe schafft einen Mehrwert für unsere gesamte Region“, findet André Dora. An der Zechenstraße arbeitet der Lippeverband aktuell noch am oberen Verlauf des insgesamt zwei Kilometer langen Dümmerbachs, der in den Mühlenbach mündet. Voraussichtlich im Herbst 2019 soll die Trennung von Abwasser und Bachwasser auch hier vollzogen sein. Dann schließt sich 2020 die ökologische Verbesserung des Bachlaufs an. „Auch, wenn jede Baustelle Aufwand mit sich bringt – final dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger auf einen sauberen Bach freuen.“
Auch Lippe hat Fesseln abgelegt
Rückschau: In zehn Monaten Bauzeit hat der Lippeverband die Bachmündung des Dattelner Mühlenbachs auf 350 Meter Länge aufgeweitet und rund 50.000 Kubikmeter Erdmassen bewegt. Eine Sohlgleite, Steine die unter der Wasseroberfläche quer zur Strömung liegen, sorgt dafür, dass der Mühlenbach gebremst in die Lippe fließt. Auch die Lippe selbst wurde in diesem Bereich auf 200 Metern Uferlänge „entfesselt“. 1.400 Quadratmeter Steinschüttungen entfernte der Lippeverband dazu. Auf diesem Wege entstand im neuen Mündungsdelta sogar eine sandige Insel – ein weiterer Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Für die Uferentfesselung orientierten sich die Fachleute an der ursprünglichen Lippe: ein kurvenreicher Flachwasserfluss mit zahlreichen Sandbänken. Für die Nachgestaltung senkten sie darum die Böschung der Lippe ab und legten einen Auen-Bereich an. Den Rest übernimmt jetzt die Natur: Die neuen Böschungen sind nämlich nicht gesichert und können sich auf natürlichem Wege umgestalten.
Neben der ökologischen Umgestaltung des Mündungsdeltas verlegte der Lippeverband den Ablauf der Kläranlage vom Mühlenbach direkt in die Lippe. Dazu wurde in einem eigenen Bauprojekt ein rund 100 Meter langer Kanal mit 1,80 Meter Durchmesser gebaut. In diesen Umbau investierte der Lippeverband 900.000 Euro.