Ankerpunkt der Wasserwirtschaft im Revier – und Landmarke der Region
Emscher-Umbau: Besichtigung des Pumpwerks Gelsenkirchen
Gelsenkirchen. Eines der spektakulärsten und leistungsstärksten Technik-Bauwerke der Emscher-Renaturierung, das Pumpwerk Gelsenkirchen, ist mittlerweile inkl. aller oberflächlichen Restarbeiten komplett fertig gestellt. Zu einer Führung lud die Emschergenossenschaft am frühen Mittwochmorgen ein: Mit dabei war neben dem Technik-Vorstand Dr. Emanuel Grün und Vorstandschef Prof. Dr. Uli Paetzel auch der Architekt des Bauwerks, Prof. Christian Moczala.
„Das Pumpwerk hat später, wenn das Gesamtsystem des Abwasserkanals Emscher bis Dinslaken fertig ist, die Funktion, die Abwasserströme auf die Kläranlagen Bottrop und Dinslaken-Emschermündung zu verteilen. 11 Pumpen befördern in Gelsenkirchen rund 12.800 Liter Abwasser pro Sekunde knapp 26 Meter hoch“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft zur Leistungsfähigkeit der Anlage.
Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, hebt hervor: „Unser Emscher-Umbau ist eines der größten Infrastrukturprojekte im Zuge des Strukturwandels in unserer Region. Es ist aber weit mehr als nur ein wasserwirtschaftliches Projekt, der Emscher-Umbau trägt auch ganz wesentlich zur städtebaulichen Entwicklung bei. Hier am Pumpwerk Gelsenkirchen, einer neuen Landmarke der Region, wird die Wasserwirtschaft im Revier erleb- und greifbar.“
Die Architektur
Im Rahmen des Masterplans Emscher-Zukunft und der Werkstatt Neues Emschertal wurde 2004/2005 für die Gestaltung des Pumpwerks Gelsenkirchen ein architektonischer Wettbewerb ausgelobt. Dabei galt es, die Anforderungen in Bezug auf das technisch bedingte Raumprogramm, die architektonische Gestaltung und die landschaftliche Einbindung in das Plangebiet im Übergangsbereich zwischen Schalke und Erle zu erfüllen. Gleichzeitig sollte ein „Ankerpunkt für die Wasserkultur“ geschaffen werden.
Der Wettbewerb wurde im Juli 2005 abgeschlossen. Der Siegerentwurf des Büros B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH sah für das Betriebsgebäude einen elliptischen Baukörper vor. Das Betriebsgebäude steht dabei frei im Landschaftsraum des Emscher-Tals. „Wesentliches gestalterisches Element ist eine klar gegliederte Ziegelfassade, die durch die in Oberfläche und Form gleichen Stahltüren gegliedert ist. Sie vermitteln den technischen Charakter des Gebäudes. Die drei ovalen Baukörper, zwischen denen der Grünraum durchströmt, stärken den landschaftlichen Charakter der Emscherinsel“, sagt der Architekt Christian Moczala.
Von der begehbaren Umfassungsmauer ergeben sich Einblicke auf die Schachtoberfläche mit den betrieblichen Anlagen. Die Dachterrasse und die Sitzstufen zum Rhein-Herne-Kanal laden zum Erlebnis des besonderen Orts, der in vielfältiger Weise von Wasser geprägt ist, ein. „Wir haben Ziegel verwendet, weil dieses Material die vielen industriekulturellen Zeugnisse entlang der Emscher weiterführt und nach wie vor aktuell ist“, so Moczala.
Das Pumpwerk Gelsenkirchen
Das neue Pumpwerk in Gelsenkirchen ist im Rahmen des Umbaus des Emscher-Systems entstanden. Für das Abwasser aus den Städten des Emscher-Gebietes wurde zwischen Dortmund und Dinslaken der Abwasserkanal Emscher (AKE) gebaut, der mit einer Länge von 51 Kilometern in bis zu 40 Metern Tiefe der längste Abwasserkanal Europas ist. Der neue Sammler wird zudem die Hauptschlagader des neuen Entwässerungssystems zwischen der Kläranlage Dortmund-Deusen und dem Klärwerk Emscher-Mündung im Städtedreieck Dinslaken-Oberhausen-Duisburg sein.
Der Abwasserkanal beginnt in Dortmund in einer Tiefenlage von ca. acht Metern unter der Geländeoberkante und sinkt mit einem stetigen Gefälle von 1,50 Metern je Kilometer bis zu 40 Meter tief in die Erde ab. Es war unumgänglich, Pumpwerke zwischenzuschalten, die das Abwasser wieder aufwärts befördern. Ohne sie hätte der Kanal bei Dinslaken eine Tiefe von rund 80 Metern erreicht. Insgesamt entstehen drei neue große Pumpwerke in Bottrop, Gelsenkirchen und Oberhausen. Das Pumpwerk Gelsenkirchen ist im Verlauf des AKE in Fließrichtung das erste Pumpwerk und gemeinsam mit der Anlage in Bottrop bereits seit September 2018 in Betrieb – das Pumpwerk Oberhausen befindet sich aktuell im Bau und wird im kommenden Jahr in Betrieb genommen.
Gelsenkirchen
In Gelsenkirchen betreiben Emschergenossenschaft und Lippeverband 2 Kläranlagen, 2 Abwasservorbehandlungsanlagen, 29 Pumpwerke, 17 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und rund 43,3 Kilometer Kanäle (22,4 davon Emscher). Außerdem unterhält der Verband in Gelsenkirchen rund 48,1 Kilometer Wasserläufe, wovon rund 8,3 zur Emscher zählen.
Emschergenossenschaft und Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringen und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben.
Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um.
Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1700 Mitarbeiter und sind Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen (rund 740 Kilometer Wasserläufe, rund 1320 Kilometer Abwasserkanäle, rund 350 Pumpwerke und fast 60 Kläranlagen). www.eglv.de