App ans Wasser: Neue Familien-Entdeckertouren zu Regen, Klima & Co.
NRW-Umweltministerin und Lippeverbandsvorstand beeindruckt von Umweltbildungsprojekt der SAL in Lünen
Lünen. Zehn neue Wasser-Entdeckertouren in Lünen bieten Familien spannende und attraktive Natur- und Kulturerfahrungen. Eine App informiert zu den Besonderheiten entlang des Weges, sensibilisiert und gibt Tipps für einen schonenden Umgang mit Wasser. Auch die Herausforderungen des Klimawandels sind Thema. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser hat am Mittwoch gemeinsam mit Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, das Umweltbildungsprojekt besucht.
„Es ist beeindruckend, wie engagiert sich Wasserverbände und Partner für eine klimasichere Zukunft und damit auch für die Lebensqualität der Menschen in der Metropolregion Ruhr einsetzen. Dass dabei neben den Maßnahmen zur Entsiegelung von Flächen und zur Förderung natürlicher Wasserkreisläufe auch direkt die Umweltbildung mitgedacht wird, freut mich besonders. Das fördert das Bewusstsein für saubere Gewässer und intakte Wasserkreisläufe und zeigt gleichzeitig Möglichkeiten auf, wie jede und jeder Einzelne hierzu beitragen kann“, lobte Ministerin Heinen-Esser.
Die Entdeckertouren zeigen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Wege des Wassers durch die Stadt Lünen und informieren zu den Themen Regenwassernutzung und -bewirtschaftung, Abwasserbehandlung und Gewässer. Aufgelegt hat das Pilotprojekt der Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL). Anhand der App Actionbound können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Routen zu verschiedenen Themen erkunden: „Wo kommt das Wasser her und wo geht es hin“ oder „All-in-One Abwasser und Klima – 10 Stopps und ein Insektenhotel“ lauten zwei von zehn Titeln der digitalen Routen. Dabei geben die Touren auch Hinweise, wie sich zu Hause und im Alltag ganz praktisch Wasser- und Klimaschutz umsetzen lassen.
Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung
Das Projekt ist mit Fördermitteln der „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRIS) realisiert worden. KRIS ist ein Projekt der Ruhr-Konferenz der Landesregierung, das Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung im Ruhrgebiet unterstützt – 250 Millionen Euro stellen das Land Nordrhein-Westfalen und die Wasserverbände bis 2030 dafür zur Verfügung. Umgesetzt wird KRIS seit 2020 unter dem Dach der 2014 gegründeten Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ von Emschergenossenschaft und Städten. Weitere Wasserverbände wie der Lippeverband und Städte wie Lünen sind nun auch dabei.
Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns begrüßte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und Prof. Dr. Uli Paetzel in Lünen. „Der Klimawandel stellt uns als Stadt vor große Herausforderungen. Lünen als Stadt an der Lippe ist sich dieser Herausforderungen bewusst und es ist wichtig, dass wir über mögliche Folgen des Klimawandels informieren und aufklären – Hand in Hand mit dem Land NRW sowie Emschergenossenschaft und Lippeverband. Ich freue mich daher sehr, dass unser Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen dieses innovative Bildungsprojekt auf die Beine gestellt hat: Durch das großartige Konzept der Entdeckertouren werden Jung und Alt für unser gemeinsames Ziel begeistert“, so der Bürgermeister.
Damit Regenwasser versickern kann
„Unser gemeinsames Ziel ist eine nachhaltige, wasserbewusste Stadtentwicklung, die den natürlichen Wasserkreislauf stärkt“, sagte Uli Paetzel. Eine solche Stadtplanung sorgt dafür, dass Regenwasser versickern kann, so ins Grundwasser gelangt und nicht zusammen mit Schmutzwasser in der Kanalisation landet, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des Lippeverbandes. Das bedeute auch, Grünflächen zu erhalten oder zu schaffen, wo Wasser gespeichert wird und verdunsten kann, um zur Kühlung der Umgebungstemperatur beizutragen. „Es freut uns sehr, dass sich der SAL in Lünen so stark engagiert und das Umweltbildungsprojekt an den Start gebracht hat.“ Das Projekt ist mit rund 45.000 Euro von Land und Emschergenossenschaft/Lippeverband gefördert worden.
Dabei ist das Konzept der Lünener Entdeckertouren ausdrücklich als Modellprojekt angelegt: Andere Städte können die entwickelten Formate und Materialien angepasst auf ihre Situation übernehmen, erläuterte Daniela Fiege, Vorstand Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL). „Anfang März sind wir mit den Entdeckertouren an den Start gegangen. Neu sind die Stelen, die jetzt an den Startpunkten der Routen aufgestellt wurden“, so Daniela Fiege. Die Stelen können mit dem QR-Code als Startpunkt genutzt werden, gleichzeitig sollen sie die Entdeckertouren bewerben. Die App führt Entdeckerinnen und Entdecker zu den einzelnen Stationen, wo sie etwas über den Wasserkreislauf, den Weg des Abwassers, die Klima-Vorteile von Gründächern, Regenwasserversickerung, Pumpwerke und moderne Abwasserreinigung erfahren und am Ende der Station ihr Wissen über Quizfragen testen können. Für begleitende Eltern interessant: Mit dem Wissen können Entwässerungsgebühren gespart werden – und der Umwelt hilft es auch.
Idee mit Strahlkraft über die Region hinaus
Zusätzlich zu den Entdeckertouren können Schulen, Kindergärten oder andere Interessierte geführte Exkursionen oder Vorträge zu den Themen Wasser- und Abwasserkreiskreislauf und Gewässer buchen – sobald die Corona-Verordnungen das ermöglichen. Außerdem gibt es Forscherbögen, mit denen Klassen oder Gruppen an den Themen arbeiten können (Wie viel Wasser verbrauchen wir, Feuchttücher versus Toilettenpapier, Womit verschmutzen wir Abwasser). „Wir freuen uns über das vielfältige neue Angebot und sind stolz darauf“, sagte SAL-Vorstand Daniela Fiege. „Entdeckertouren dieser Art und dieses Umfangs sind uns in Deutschland nicht bekannt. Mit solchen Ideen strahlt die Region rund um das Zukunftsthema Klimafolgenanpassung nach außen.“
Weitere Informationen sowie die Materialien rund um die Entdeckertouren und ein Kontaktformular stehen auf www.abwasser-luenen.de bereit – die App Actionbound kann kostenlos heruntergeladen werden im App Store oder unter dem Link https://de.actionbound.com.
Die Zukunftsinitiative
Mit der Zukunftsinitiative (ZI) „Wasser in der Stadt von Morgen“ arbeitet die Emschergenossenschaft (EG) zusammen mit den Städten an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung. Teil der Initiative ist das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhr-Konferenz des Landes Nordrhein-Westfalen, an dem sich alle Wasserverbände und Kommunen der Region beteiligen. Die ZI-Serviceorganisation bei der EG setzt mit den Städten Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels um. Diese sollen beispielsweise zur Verdunstung beitragen und so die Umgebungstemperatur kühlen. Erklärtes Ziel ist, 25 Prozent der befestigten Flächen von der Mischwasserkanalisation abzukoppeln sowie die Verdunstungsrate um zehn Prozentpunkte zu erhöhen.
Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringen und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben. Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um. Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1700 Mitarbeiter und sind Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen. www.eglv.de