Baumaßnahme Hoppeibach: Blick hinter die Kulissen

Rund 100 Besucher ließen sich über die Baustelle führen

Hamm. Das Ende des Bergbaus ging mit einer Neuausrichtung der Entwässerungssysteme einher. Köttelbecken, also offene Schmutzwasserläufe, waren nicht länger notwendig, geschlossene Kanäle verbannen Abwasser…

Hamm. Das Ende des Bergbaus ging mit einer Neuausrichtung der Entwässerungssysteme einher. Köttelbecken, also offene Schmutzwasserläufe, waren nicht länger notwendig, geschlossene Kanäle verbannen Abwasser unter die Erde. Am Herringer Bach und Hoppeibach kümmert sich der Lippeverband aktuell auf mehreren Baustellen um die Neuordnung des Gewässersystems. Auf der Baustelle am Bocksheideweg blickten am Samstag, 21. September, rund hundert Gäste bei Führungen hinter die Kulissen. Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann begrüßte die Besucher zur ersten Tour.

Er wies darauf hin, wie wichtig die Arbeiten des Lippeverbandes und der Stadt seien, um den Hochwasserschutz für die Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Um den Hoppeibach zu entflechten und direkt im Anschluss hochwassersicher zu machen, laufen zeitgleich mehrere Maßnahmen. Dazu zählt die Baustelle „Bocksheideweg“ mit dem Bau eines Pumpwerks, Stauraumkanals und Regenrückhaltebeckens sowie dem Neubau der zulaufenden Abwasserkanäle. Zeitgleich baut der Lippeverband an der Hoppeistraße ein neues modernes Pumpwerk, welches ebenfalls der Entflechtung des Einzugsgebiets dient. Es läuft außerdem zeitgleich der Kanalbau für einen Stauraumkanal an der Fangstraße.

Wenn beide Pumpwerke im Herbst 2020 in Betrieb sind, können sowohl das Bachpumpwerk Hoppeibach sowie das vorhandene Pumpwerk „Hoppeistraße“ und das Pumpwerk „Sundern“ an der Fangstraße aufgegeben werden.

Nach Abschluss der Kanal- und Pumpwerksmaßnahmen schließt sich die ökologische Verbesserung des Gewässers an. Der Hoppeibach erhält ein Hochwasserrückhaltebecken, weit im Westen gelegen, und fließt dann nicht mehr an der Siedlung Hoppeistraße vorbei, sondern über das neue Pumpwerk Bocksheideweg zum Herringer Bach.

Die Baukosten für diese umfangreichen Arbeiten belaufen sich inklusive Maschinen- und Elektrotechnik auf 15,6 Millionen Euro.

Historie / Hintergrund

Seit Anfang der 1990er Jahre wurde gemeinsam mit der Stadt Hamm, dem Bergbau und den Aufsichtsbehörden diskutiert, wie das System des Herringer Baches/Hoppeibaches nach Abschluss der bergbaulichen Aktivitäten umgebaut werden kann. Auf Grundlage einer Vorplanung des Lippeverbandes von 1989 wurde als erste Maßnahme der Bau der Abwasserkanäle in dem Abschnitt von Kilometer 0,00 bis 1,87 in 1998 geplant und in den Folgejahren gebaut. Bestandteil dieser Maßnahme war auch der Bau des Stauraumkanals (Lünener Straße) mit seinem Entlastungsbauwerk auf dem Gelände des Pumpwerkes Herringer Bach und der Umbau des Pumpwerks Herringer Bach. Neben dem alten Vorflutpumpwerk wurde zur Entflechtung des Systems ein gesondertes reines Schmutzwasserpumpwerk errichtet. Das Gesamtprojekt ruhe solange, bis keine Bergsenkungen mehr zu erwarten waren.

Nachdem das Bergwerk Heinrich-Robert in Hamm in 2010 stillgelegt wurde, konnten ab 2011 die konkreten Planungen zur Umsetzung des Konzeptes weitergehen. Im ersten Schritt verlängerte man den Kanal am Herringer Bach zwischen Kilometer 1,87 und 4,30. (Dauer: Mitte 2013 bis Ende Mai 2014).

Hochwasserschutz

Der Hochwasserschutz stellt am Herringer Bach und am Hoppeibach besondere Anforderungen an den Lippeverband, da das Einzugsgebiet durch Bergsenkungen stark verändert ist. Das Gebiet mit den höchsten potentiellen Schäden liegt am Tiefpunkt und am Ende des Systems.

Daher musste am Tiefpunkt das zweitgrößte Vorflutpumpwerk des Lippeverbandes, mit einer Förderleistung von 16.600 l/s errichtet werden. Da der Herringer Bach in der beengten Ortslage des Ortsteiles Herringen nicht aufgeweitet werden kann, müssen im Einzugsgebiet weitere Hochwasserschutzmaßnahmen getroffen werden.

Dazu nutzt der Lippeverband zwei weitere Hochwasserrückhaltungen im System. Durch das Drossel-bauwerk, welches im Bereich der Kreuzung mit der Kamener Straße bereits errichtet worden ist, würde eine Hochwasserwelle aus dem Oberlauf des Herringer Baches (dort wird er auch Wiescher Bach genannt) zurückgehalten. Durch die Bergsenkungen hat sich oberhalb der Kamener Straße, rechtsseitig vom Herringer Bach, eine Senkungsmulde gebildet, die sich nach Aktivierung der Drossel planmäßig füllt. Nach dem Hochwasserereignis kann die Entleerung der Anlage durch vorhandene Rohrleitungen unter dem Herringer Bach hindurch und dem neu gebauten Pumpwerk Brüggenkampstraße linksseitig des Herringer Baches erfolgen.

Die zweite Hochwasserrückhaltung ist in dem Bereich Bocksheide geplant, um die Wassermengen aus dem Oberlauf des Hoppeibaches inklusive der Flächen der Bergehalde Sundern und aus dem Sundernwald zurückzuhalten. Der Rückhalteraum ist als Hochwasserrückhaltebecken mit einem Volumen von 35.000 m³ geplant.