Blaues Klassenzimmer am Deininghauser Bach wurde eingeweiht
Emschergenossenschaft baute Lern- und Entdeckerort für Kinder und Jugendliche – bei dem Mitmach-Projekt waren zahlreiche Partner beteiligt
Castrop-Rauxel. Es gibt nun auch in Castrop-Rauxel ein neues Klassenzimmer: Der neue Lern- und Begegnungsort ist am Deininghauser Bach an der Nierholzstraße. Der Ort wurde zusammen mit dem Kinder- und Jugendzentrum D-Town ganz nach den Wünschen der zukünftigen Nutzer*innen gestaltet. In der vergangenen Woche wurde das neue Blaue Klassenzimmer gemeinsam mit den Kindern des Jugendzentrums und der Stadt Castrop-Rauxel eingeweiht.
Bereits im Oktober 2021 starteten die Planungen für den neuen Entdeckungsort in Castrop-Rauxel. Von Beginn an mit dabei waren auch die Kinder aus dem Stadtteil Deininghausen. Die Emschergenossenschaft hatte damals eine Jugendgruppe aus dem Kinder- und Jugendzentrum zu einer Kescher-Aktion am Bach eingeladen. Mit Kescher, Becherlupe und Bestimmungsbogen ausgestattet, hatten die Kinder die Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung zunächst selbst zu erforschen, welche Tiere im Deininghauser Bach leben.
Jedes Blaue Klassenzimmer ist einzigartig
Im Anschluss malten und bastelten die Kinder und Jugendlichen aus den gesammelten Erfahrungen ihren idealen Lernort am Gewässer – „ihr“ Blaues Klassenzimmer. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt. Die jungen Teilnehmer*innen wünschten sich zum Beispiel Möglichkeiten zum Sitzen mit Bänken aus Holz oder Steinen, Baumstämme zum Klettern, eine Treppe zum Bach, Obstbäume (die gleichzeitig Schatten spenden) und Steine im Bach zum Springen und Hüpfen. Die örtlichen Voraussetzungen und Ideen der Kinder flossen in die Entwürfe und die weitere Planung des Blauen Klassenzimmers am Deininghauser Bach ein.
Im Frühjahr 2023 rollte der Bagger an, das Blaue Klassenzimmer wurde gebaut. Hierfür wurde die vorgesehene Fläche abgesteckt und ein großer Sitzkreis aus quaderförmigen Natursteinen angelegt. Als Besonderheit erhielten einige Natursteinquader kleine Pflanzenmotive, die von einem Steinmetz eigens dafür in den Stein gehauen wurden. In Richtung des Gewässers wurde ein kleiner Zugang geschaffen, blaue Farbtupfer in der Pflasterfläche weisen den Weg. Trittsteine am Ufer und im Bach laden zur Erkundung des Gewässers ein. Mit der Pflanzung eines Ahorn-Baumes und verschiedener Stauden und Sträucher fügt sich die naturnahe Gestaltung gut in die Umgebung ein. Für den letzten Schliff wurden auch wieder die Kinder des Jugendzentrums aktiv. Sie bemalten sechs etwa 2,50 Meter hohe Pfosten am Blauen Klassenzimmer mit ausgewählten Naturmotiven. Auf blauem Untergrund rahmen nun Schmetterlinge, Wasserpflanzen, Fische, Sonne und Wolken das Blaue Klassenzimmer ein und machen auf den besonderen Ort aufmerksam.
Das Blaue Klassenzimmer wurde im Rahmen der Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ gebaut und zu 80 Prozent mit Mitteln der Städtebauförderung des Landes NRW und des Bundes finanziert. 20 Prozent der Kosten hat die Emschergenossenschaft selbst getragen. Insgesamt wurden rund 100.000 Euro in den Bau des Blauen Klassenzimmers investiert.
Hintergrund:
Deininghauser Bach
Zwischen 1992 und 2017 wurde der Deininghauser Bach auf einer Länge von etwa 9,3 Kilometern vom Abwasser befreit und ökologisch verbessert. Es entstand ein naturnaher Bach, der nun wieder vielen Tieren einen Lebensraum bietet. Dicht eingewachsen von Gehölzen schlängelt sich der Bach durch die Landschaft. Der bachbegleitende Unterhaltungsweg wird von Radfahrenden und Spaziergänger*innen gut angenommen und stellt eine wichtige Wegeverbindung im Stadtteil dar.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen.