Brückenbauten und blaugrünes Leben an der Emscher
Emschergenossenschaft präsentierte ihren Mitgliedern und Partnern im Rahmen einer Bereisung einen umfassenden Überblick über ihre Projekte
Castrop-Rauxel / Recklinghausen / Herne. Idyllische Parklandschaften, spektakuläre Landmarken, Investitionen in die Brücken-Infrastruktur an der Emscher – einen kompakten Überblick über ihre Arbeit präsentierte die öffentlich-rechtliche Emschergenossenschaft am Freitag (23.8.) ihren Delegierten, den Mitgliedern des Genossenschaftsrates sowie den Vertreter*innen des Widerspruchsausschusses und der Naturschutzverbände direkt vor Ort – im Rahmen einer kleinen Rundreise durch Castrop-Rauxel, Recklinghausen und Herne.
Die Emschergenossenschaft, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert, begann ihre alle zwei Jahre stattfindende Gremienbereisung an einem der mittlerweile schönsten Standorte im gesamten Emscher-Gebiet: An der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen hat die Emschergenossenschaft gemeinsam mit den beiden Kommunen im Zuge des Generationenprojektes Emscher-Umbau einen Natur- und Wasser-Erlebnis-Park gebaut. Dort, wo die mittlerweile weitläufig renaturierte Emscher, der ebenfalls revitalisierte Suderwicher Bach und der Rhein-Herne-Kanal aufeinandertreffen, ist auf einer Fläche von rund 30 Hektar der interkommunale Emscherland-Park entstanden.
Die vielfältigen Angebote des Natur- und Wasser-Erlebnis-Parks umfassen unter anderem ein Blaues Klassenzimmer direkt am Suderwicher Bach, einen Staudengarten, ein Imkerhaus, eine Streuobstwiese und Bauerngärten sowie die Emscher-Terrassen inkl. Weinanbaufläche. „Der Park bietet Besucherinnen und Besuchern naturnahe Erholungsmöglichkeiten – verknüpft mit Bildungsangeboten – und verbindet dabei Stadt und Natur miteinander. Dieses Areal ist ein Vorbote der grünsten Industrieregion der Welt, die wir sein wollen“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Emscherland-Stadt Herne. Gefördert wurde der Natur- und Wasser-Erlebnis-Park aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums.
Große und kleine Brückenbauten in Castrop-Rauxel
Ebenfalls zum Emscherland-Projekt gehört die Brücke „Sprung über die Emscher“, die über den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher führt. An der stilvoll geschwungenen Brücke, die bereits heute als künftige Landmarke der Region gilt, wird aktuell noch in den letzten Zügen gearbeitet. Die Eröffnung ist für den 30. September geplant. Unter anderem hat sich bereits Bundesbauministerin Klara Geywitz zur Einweihung angekündigt. Sichtlich stolz auf das neue Castrop-Rauxeler Wahrzeichen zeigt sich Bürgermeister Rajko Kravanja: „Der Emscher-Umbau hat die Lebens- und Aufenthaltsqualität an den Gewässern, einst offene Schmutzwasserläufe, erheblich verbessert. Der ,Sprung über die Emscher‘ ist als spektakuläre Landmarke das Ausrufezeichen unter diesem Wandel an der Emscher.“
Ein weiterer Brückenbau, wenn auch in dezent kleinerer Dimension, beginnt im kommenden Jahr unmittelbar neben dem „Sprung über die Emscher“ an der Wartburgstraße im Castrop-Rauxel. Der Kreis Recklinghausen und die Emschergenossenschaft haben ganz aktuell am Donnerstag (22.8.) einen Baudurchführungsvertrag für den Neubau der Emscher-Brücke an der Wartburgstraße (K28) sowie den Ausbau der Kreisstraße unterzeichnet. Der Kreis Recklinghausen plant, die Wartburgstraße zwischen der Heerstraße und der Freiheitstraße komplett auszubauen und durch beidseitige Geh- und Radwege zu verbreitern.
Im Zuge dessen wird auch das Brückenbauwerk Wartburgstraße über die Emscher um vier Meter von aktuell 10,7 auf zukünftig 14,7 Meter aufgeweitet. Da die ursprünglich 1911 errichtete Brücke, die im 2. Weltkrieg teilweise zerstört wurde und 1950/1951 neu aufgebaut wurde, nicht mehr saniert werden kann, ist ein Neubau des Brückenbauwerks unumgänglich. Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Maßnahmen (Straßenausbau durch den Kreis sowie Brückenneubau durch die Emschergenossenschaft) bilden der Kreis Recklinghausen und die Emschergenossenschaft nach der bereits zusammen durchgeführten Planung für Brücke, Straße und Radwege eine Ausschreibungsgemeinschaft für den gemeinsamen Bau. Auch diese künftige Maßnahme erläuterte die Emschergenossenschaft ihren Gremienmitgliedern am Freitag direkt vor Ort.
Brückenbau in Herne und blaugrünes Leben am Hellbach in Recklinghausen
Investitionen in die Brücken-Infrastruktur an der Emscher standen auch bei der nächsten Station im Vordergrund: An der Paul-Gerhardt-Straße in Herne wird nach 111 Jahren das alte Brückenbauwerk über die Emscher abgerissen und eine neue Querung errichtet. Für die Bauzeit wird eine Behelfsbrücke errichtet. Aktuell bereitet die Emschergenossenschaft alles Notwendige für das Provisorium vor, Ende September soll es eingesetzt werden. Die neue, finale Brücke soll bis Mitte 2025 hergestellt werden. Die Emschergenossenschaft investiert rund drei Millionen Euro in diese Maßnahme.
Keine Brücken, dafür aber eine blaugrüne Gewässerlandschaft besichtigten die Gremienmitglieder anschließend in Recklinghausen. Die Emschergenossenschaft präsentierte ihren Gästen den renaturierten Hellbach. Die naturnahe Umgestaltung des einst offenen Schmutzwasserlaufes war vor fünf Jahren fertiggestellt worden. „Heute erinnert hier vor Ort nichts mehr daran, dass der Hellbach und sein Zulauf – der Breuskes Mühlenbach – einmal die Abwässer aus dem Recklinghäuser Süden und aus der Innenstadt abgeführt haben. Mittlerweile dominiert ein naturnahes Gewässer mit grünen Ufern. Dieses tolle Ergebnis zeigt, dass sich die immensen Anstrengungen zur Renaturierung des Hellbach-Systems gelohnt haben“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Aufgrund der sehr engen Wohnbebauung links und rechts des Hellbachs war dieses Bauprojekt eines der technisch und logistisch anspruchsvollsten im Rahmen des Emscher-Umbaus gewesen.
Technischer Dienstleister für die Mitglieder
„Als öffentlich-rechtlicher und genossenschaftlicher Wasserwirtschaftsverband werden wir getragen von unseren Mitgliedern – und das bereits seit der Gründung der Emschergenossenschaft vor 125 Jahren. Mehr denn je verstehen wir uns heute und in der Zukunft als technischer Dienstleister für unsere Partner, sei es bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, der blaugrünen Gestaltung der Gewässerlandschaften im Emscher-Gebiet oder des Ausbaus der Infrastrukturen – auf uns wird man immer zählen können“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de