Ein neuer Lernort in der Nähe des Hasseler Mühlenbachs
Gemeinsame Entwurfspräsentation des Blaugrünen Klassenzimmers von Lippeverband und Stadt Herten
Herten. In der Nähe des Hasseler Mühlenbachs in Herten-Bertlich entsteht bald ein Blaugrünes Klassenzimmer. An dem Freiluftlernort können insbesondere Kinder und Jugendliche der umliegenden Kitas und Schulen sowie Menschen mit Behinderung Natur, Wasser und Umwelt erforschen. Damit das Klassenzimmer auch zu „ihrem“ Lernort wird, sind die späteren Nutzer*innen maßgeblich an der Planung beteiligt, indem sie ihre Ideen durch Formate wie zum Beispiel Kreativwerkstätten mit einbringen können. Der Lippeverband und die Stadt Herten stellten den Beteiligten in der vergangenen Woche den Entwurf für das Blaugrüne Klassenzimmer vor.
„Mir gefällt alles an dem Klassenzimmer“, sagte eines der Kinder zum Entwurf. Der Zuspruch für den Entwurf des Lernortes war bei allen groß – und sie haben dazu beigetragen: Bereits im Sommer erweckten die Vorschulkinder der Kitas Sternschnuppe und St. Johannes, die Schüler*innen der Barbaraschule und der Martin-Luther-Schule sowie Menschen mit Behinderung der Glück-Auf-Werkstatt im Rahmen einer Kreativwerkstatt ihre Wunschklassenzimmer mit Knete, Bauklötzen und Co. zum Leben. Die fantasievollen Ideen aus dem Workshop flossen in die Gestaltung des Lernorts ein.
Besonderen Anklang bei der Präsentation fanden die geplanten Wasserstationen: Das werden ein Wasserwirbler, um mithilfe einer Kurbel Strudel zu erzeugen, und ein Beobachtungspunkt am Bach sein. An diesen zwei Stationen kann das Element Wasser erkundet werden. Ein direkter Zugang zum Wasser, wie er sonst bei Blauen Klassenzimmern üblich ist, kann vorerst nicht umgesetzt werden. Das liegt an der noch ausstehenden Renaturierung des Hasseler Mühlenbachs. Bis dahin bleiben alle trockenen Fußes an Land.
So soll das Blaugrüne Klassenzimmer in Herten aussehen
Im Entwurf für das Blaugrüne Klassenzimmer in unmittelbarer Nähe zur Glückauf-Sporthalle an der Hasseler Straße sind zwei Bereiche vorgesehen, die jeweils mit Sitzreihen aus Naturstein genug Platz für unterschiedliche Gruppengrößen haben und wie in einem Amphitheater angeordnet sind. Dabei wurden Lücken in den Sitzreihen, zum Beispiel für Rollstuhlfahrer*innen, eingeplant. Eine Teilüberdachung der Naturstein-Blöcke bietet zum einen Schutz vor Sonne und Regen. Zum anderen hilft die Überdachung bei der Vermittlung vom Umgang mit Regenwasser, denn dieses wird in einem Wassertank gesammelt und unter anderem zum Gießen der Pflanzen im Blaugrünen Klassenzimmer genutzt. „Forschungsequipment“, wie etwa Lupen, kann in einer Materialtruhe bei den Sitzreihen untergebracht werden. Damit hier in Zukunft zum Beispiel der Biologieunterricht unter freiem Himmel stattfinden kann, gibt es in beiden Bereichen (Arbeits-)Tische, die zur Ablage von Schulmaterialien oder zum Experimentieren genutzt werden können.
Zukünftiges Engagement der Beteiligten
In dem Blaugrünen Klassenzimmer wurden viele weitere Ideen aus der Kreativwerkstatt eingeplant. Dementsprechend wird es einiges zum Entdecken geben: Dank einer Kräuterspirale und zwei Hochbeeten können zukünftig verschiedene (Nutz-)Pflanzen kennengelernt werden. Die Pflege der Spirale und der Beete übernehmen die Beteiligten in Form von Patenschaften selbst. Mit Wasser aus dem Tank, der das Regenwasser auffängt, können die Beete gegossen werden. Außerdem werden einige Beerensträucher auf dem Gelände zum Naschen einladen. Nistkästen für Vögel und ein Insektenhotel bringen auch die Tierwelt in das Klassenzimmer. Für den Bau des Insektenhotels meldeten sich bereits interessierte Mitstreiter*innen. An dem Lernort soll es des Weiteren einen Totholz- und einen Steinhaufen geben: Hier lassen sich Insekten finden, die im Unterricht genauer unter die Lupe genommen werden können. Erklärungen zu den einzelnen Stationen im Blaugrünen Klassenzimmer sollen über mehrere QR-Code Stationen abgerufen werden können.
Im nächsten Schritt wird der Entwurf mit den neuen Impulsen aus der Diskussion weiter konkretisiert. Das Blaugrüne Klassenzimmer entsteht im Zuge der Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ zwischen dem Lippeverband und dem NRW Städtebauministerium. Der Bau ist für 2025/2026 geplant.
Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“
Mit dem Ziel, städtebauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen in den Quartieren miteinander zu verknüpfen und so die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern, sind Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) eine Kooperation mit dem Land NRW eingegangen. Dank dieser Zusammenarbeit können Projekte zur Erlebbarkeit von Gewässern wie der Bau von Blauen Klassenzimmern oder Lern- und Entdeckerorten und die Errichtung von Rast- und Aufenthaltsplätzen realisiert werden. Die Maßnahmen, die im Rahmen der Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ umgesetzt werden, werden zu 80 Prozent mit Städtebaufördermitteln gefördert. EGLV übernehmen 20 Prozent.
Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de