Emscher-Städte treiben konkrete Maßnahmen zur Klimaanpassung voran

5. Forum der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ in Oberhausen sehr gut besucht

Emschergebiet. Rekord-Temperaturen, Hitzewellen und Dürreperioden – der Klimawandel ist alles andere als „Fake News“. Ganz im Gegenteil, völlig real stellt er mittlerweile eine der…

Emschergebiet. Rekord-Temperaturen, Hitzewellen und Dürreperioden – der Klimawandel ist alles andere als „Fake News“. Ganz im Gegenteil, völlig real stellt er mittlerweile eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre dar. Im Rahmen der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ haben sich am Mittwoch über 300 (!) Akteure aus der Region beim 5. Experten-Forum in Oberhausen vernetzt – und konkrete Maßnahmen vereinbart!

Das Thema Klimaanpassung steht bei der Emschergenossenschaft bereits seit 2005 fest auf der Agenda. Gemeinsam mit den Emscher-Kommunen und dem NRW-Umweltministerium hat der regionale Wasserwirtschaftsverband seinerzeit die Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) auf den Weg gebracht. Das Ziel damals: Sauberes Regenwasser soll, wo immer möglich, nicht mehr in die Kanalisation und zu den Kläranlagen geleitet werden, sondern wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zu Gute kommen. Mittlerweile ist es bereits gelungen, rund zehn Prozent der Regenwassereinleitungen von der Kanalisation abzukoppeln – ein großer Erfolg!

Die 2014 ins Leben gerufene Zukunftsinitiative (ZI) „Wasser in der Stadt von morgen“ fußt direkt auf der Zukunftsvereinbarung Regenwasser: Erneut von der Emschergenossenschaft gemeinsam mit den Emscher-Städten und dem Land NRW ins Leben gerufen, führt sie nun unter anderem Themen wie Wasserwirtschaft, Stadtentwicklung, Freiraumplanung, Klimaanpassung und Straßenbau enger zusammen.

„Wir müssen lernen, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen und Klimaanpassungsmaßnahmen vorantreiben. Das kann man aber nicht alleine schaffen. Die Region muss an einem Strang ziehen und die Möglichkeit ergreifen, die Vorstellung von einer „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ in die Tat umzusetzen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Experten-Foren

In jährlichen Experten-Foren vernetzten sich die Fachleute verschiedener Disziplinen, um konkrete Projekte zur Klimaanpassung auf den Weg zu bringen (Übersicht auf www.emscher-regen.de und www.wasser-in-der-stadt.de). Im Rahmen des Experten-Forums in Oberhausen konnten die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wichtige Weichen für die Klimaanpassung in den Städten stellen und konkrete Vorhaben ausarbeiten, damit sie bereits in naher Zukunft umgesetzt werden können.

Ziele und Maßnahmen

Unter der neuen gemeinsamen Leitlinie „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ verfolgt die Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ nun bis 2040 mit Nachdruck die folgenden Ziele:

-Die Reduzierung des Abflusses von Regenwasser in Mischsystemen um 25 Prozent.

-Die Erhöhung der Verdunstungsrate um 10 Prozent.

-Die Reaktivierung bzw. Entflechtung verrohrter Gewässer.

-Die Reduzierung und Vermeidung von Hitzeinseln.

-Die Stärkung des Vorbildcharakters der Kommunen durch die Umsetzung eigener Projekte.

Zur Erreichung dieser Ziele sind folgende Maßnahmen notwendig:

-Abkopplung von versiegelten Flächen,

-Dach- und Fassadenbegrünung,

-Schaffung von Verdunstungsflächen (z. B. durch Gestaltung

mit Wasser und Grün) und Flächenentsiegelung,

-Anlage und attraktive Gestaltung von Regenwasserversickerungsanlagen,

-Notwasserwege und Retentionsflächen zur Vermeidung und Reduzierung von Schäden,

-multifunktionale Freiflächengestaltung als Element urbaner Freiräume z. B. für Starkregenereignisse.

Hochkarätiges Podium

Einen Motivationsschub gab es am Mittwoch durch die Stadtspitzen von Oberhausen (Oberbürgermeister Daniel Schranz), Dortmund (Oberbürgermeister Ullrich Sierau, zugleich Genossenschaftsratsvorsitzender der Emschergenossenschaft), Essen (Oberbürgermeister Thomas Kufen), und Bottrop (Oberbürgermeister Bernd Tischler). Moderiert von Fritz Pleitgen diskutierten sie gemeinsam mit Prof. Paetzel bisher erreichte Ziele sowie die anstehenden Maßnahmen. Um ihren Willen zu deren Umsetzung zu bekräftigen, werden alle Emscher-Städte gemeinsam mit der Emschergenossenschaft auf der Jahresversammlung der Emschergenossenschaft am 15. November in Recklinghausen eine Verpflichtungserklärung unterzeichnen!

Stimmen aus den Städten

Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund: „Klimawandel, Städtebau und Wasserwirtschaft müssen integriert betrieben werden. Dass dabei viel Gutes entstehen kann, sieht man etwa am Phoenix See – hier haben wir gemeinsam mit der Emschergenossenschaft den See als Hochwasserrückhaltebecken für die Emscher angelegt und mit der städtebaulichen Entwicklung des Dortmunder Stadtteils Hörde verknüpft. Ein Projekt, das international Beachtung gefunden hat und auch mit dem Deutschen Städtebaupreis 2018 ausgezeichnet wurde.“

Daniel Schranz, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen, stimmt dem zu: „Während der Emscher-Umbau in Dortmund bereits fast abgeschlossen ist, ist Oberhausen ganz aktuell noch ein Schwerpunktstandort des Projektes. Mit der neuen Emscher-Aue in Oberhausen-Holten verbessern wir gemeinsam nicht nur die Aufenthalts- und Lebensqualität entlang der einstigen Köttelbecke, sondern leisten damit einen aktiven Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel: Die neu entstehende Natur bindet mit ihren Pflanzen Kohlendioxid, während die Wasserflächen für Abkühlung in Hitzemonaten sorgen.“

Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, sagt: „Als Grüne Hauptstadt Europas 2017 wissen wir, welche positiven Effekte Grünflächen und Wasser auf das Klima haben. Eines unserer Vorzeigeprojekte ist neben den Renaturierungen der Emscher-Zuläufe der Niederfeldsee in Altenessen, der nicht nur das Mikroklima verbessert, sondern auch zu einer städtebaulichen Aufwertung des Quartiers führt. In die Zukunftsinitiative bringen wir uns gerne ein, denn der Klimawandel macht nicht an Stadtgrenzen Halt.“

Auch Bernd Tischler, Oberbürgermeister der Stadt Bottrop, spricht sich für das gemeinsame Arbeiten über die Stadtgrenzen hinweg aus: „Gerade beim Thema „Klimawandel“ ist es wichtig, dass die Region zusammenhält. Als „Innovation City“ sehen wir bereits, dass es wichtig ist, dass bei Maßnahmen für einen klimagerechten Stadtumbau möglichst alle wichtigen Akteure den Prozess frühzeitig begleiten – von der Organisation über die Planung bis zur Umsetzung.“