Emscher-Strand: Die Promenade in Oberhausen

Auch künftig wird das Baden in der Emscher nicht möglich sein – aber das Gewässer soll in OB-Holten deutlich erlebbarer und zu einem Naherholungsareal werden

Oberhausen. Der über Jahrzehnte fast schon legendäre „Duft“ der Emscher im Oberhausener Nordwesten ist seit Abschluss des Generationenprojektes Emscher-Umbau Geschichte. Die Renaturierung des zentralen Flusses des Ruhrgebietes in den kommenden Jahren bringt darüber hinaus städtebauliche Chancen mit sich, die sowohl die Stadt Oberhausen als auch die Emschergenossenschaft gemeinsam ergreifen wollen: Mit dem Projekt „Promenade Emscher-Strand“ sollen das Gewässer und sein ökologischer Wandel in einem Teilabschnitt in Oberhausen-Holten besser erlebbar werden. An den Planungen werden die Emschergenossenschaft und die Stadt Oberhausen im Rahmen eines Partizipationsprozesses auch die Bürgerinnen und Bürger beteiligen.

Das Allerwichtigste vorneweg: Auch künftig wird das Baden in der Emscher untersagt bleiben! Nur wenige Jahre nach der Befreiung vom Abwasser besitzt der Fluss, der in Oberhausen-Holten von 1949 bis 2021 als offener Schmutzwasserlauf gebraucht wurde, noch lange keine Badegewässerqualität. Hinzu kommt, dass die Emscher aufgrund ihrer baulichen Charakteristik grundsätzlich eine sehr starke Strömung aufweist, die auch erfahrene Schwimmer*innen überfordern würde. Doch das Badeverbot soll dem Emscher-Spaß am Ufer keinen Abbruch tun – ganz im Gegenteil: Hier ist (fast) alles möglich und genau deswegen wollen Emschergenossenschaft und Stadt die Bevölkerung bei der Entwicklung einer Promenade mitsamt Emscher-Strand eng einbinden.

Emscher-Strand als neue Vision eines Flusses
„Der Emscher-Strand steht für eine neue Vision eines Flusses, der über Jahrzehnte hinweg eine No-Go-Area war und nun dabei ist, sich zu einem Freizeitidyll zu entwickeln. Der Begriff Emscher-Strand und die Auseinandersetzung damit sollen dabei bewusst die Aufmerksamkeit auf den besonderen Charakter und die Geschichte dieses einzigartigen Flusses lenken. Vor allem aber soll der Emscher-Strand die Menschen einladen, zur Emscher zu kommen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Als geeigneten Standort für die Promenade Emscher-Strand haben die Stadt Oberhausen und die Emschergenossenschaft vorab bereits einen Abschnitt des Emscher-Weges im Stadtteil Holten, östlich der Bahnstraße und unmittelbar am dortigen Jugendzentrum Emscherdamm gelegen, auserkoren. Das Jugendzentrum war im Zuge der Emscherkunst-Ausstellung 2013 von Banz + Riecks Architekten in Zusammenarbeit mit der slowenischen Künstlerin Apolonija Sustersic und wbp Landschaftarchitekten konzipiert worden. An dieser Stelle verlässt die Emscher künftig die sich noch in der Entstehung befindende weitläufige Auenlandschaft im Holtener Bruch und fließt in Richtung der Emscher-Mündung in den Rhein bei Dinslaken und Voerde.

Gewaltiges städtebauliches Potenzial
„Die Renaturierung der Emscher in diesem Abschnitt bringt ein gewaltiges städtebauliches Potenzial für unser Stadtgebiet mit sich, und das wollen wir natürlich gemeinsam mit der Emschergenossenschaft nutzen: Bereits der ökologische Schwerpunkt im Holtener Bruch ist eine seltene Besonderheit im dicht besiedelten Emscher-Gebiet – die Promenade Emscher-Strand wird den Oberhausener Nordwesten noch einmal weiter aufwerten und um eine Attraktion bereichern“, sagt Daniel Schranz, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen.

Wichtig ist sowohl der Stadt als auch der Emschergenossenschaft, dass die Promenade Emscher-Strand ein Projekt der Oberhausener Bürgerinnen und Bürger wird – daher auch die Idee eines Beteiligungsprozesses im Rahmen der Initiative „Mach mit am Fluss!“, wie er in ähnlicher Weise z.B. auch bei der Gestaltung des (neon-grünen) Pumpwerks Oberhausen durchgeführt wurde. Daher stehen im Vorfeld der Partizipationsworkshops – Details zu den Terminen wird die Emschergenossenschaft noch mitteilen – nur einige wenige Parameter fest: Es soll vor Ort Möglichkeiten zum Verweilen, Entspannen und Spielen geben. Balkone oder Terrassen sollen neue Blicke auf die sich in den kommenden Jahren noch wandelnde Emscher ermöglichen. Und einer echten Strandpromenade würdig soll es selbstverständlich auch Sand vor Ort geben. Diese Vorplanung und die damit verbundene Einbettung in einen räumlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang ist von essentieller Bedeutung, um frühzeitig mögliche Förderkulissen (z.B. EFRE, Städtebauförderung) zur Beantragung von Fördermitteln nutzen zu können.

Die künftige Lage der Promenade Emscher-Strand direkt am Emscher-Weg macht sie zu einem festen Bestandteil des beliebten und rund 100 Kilometer langen Rad- und Wanderweges von der Emscherquelle in Holzwickede bis zur Emschermündung in Dinslaken/Voerde. Oberbürgermeister Daniel Schranz freut sich bereits: „Ob von West nach Ost oder von Ost nach West – die Strandpromenade in Holten wird zum Verweilen im schönen Oberhausen einladen.“

125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de