Haltern am See: Wasserprojekte dank Städtebau

Ganzheitlich, nachhaltig und kooperativ: 50 Jahre Städtebauförderung in Deutschland

Haltern am See. Städtebau und Wasserwirtschaft – an der Lippe sind diese Themen untrennbar miteinander verbunden. Zum „Tag der Städtebauförderung“ am Samstag, 8. Mai, blicken der Lippeverband und die Stadt Haltern am See auf erfolgreich umgesetzte Projekte wie das Blaue Klassenzimmer an der Stever zurück. Bürgermeister Andreas Stegemann und Raimund Echterhoff, Vorstand für Personal und Nachhaltigkeit bei EGLV, besuchten heute (7.5.) das Freiluftklassenzimmer, an dem ein Insektenhotel aufgestellt worden ist.

„Nur was man kennt, kann man schützen – so lautet das Motto unserer Bildungsarbeit beim Lippeverband. Hier an der Stever erleben Kinder und Jugendliche Wasser und Lebewesen hautnah. Dank der Förderung von Bund und Land und der guten Zusammenarbeit mit den Kommunen konnten wir in den vergangenen Jahren viele nachhaltige und kooperative Projekte umsetzen“, so Raimund Echterhoff.

Eine Ergänzung für das Blaue Klassenzimmer
So weihten der Lippeverband und die Stadt Haltern am See im Beisein von Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, im Herbst 2020 das erste Blaue Klassenzimmer im Lippe-Gebiet ein. Auf der 220 Quadratmeter großen und von Bäumen umringten Fläche an der Stever kann Unterricht direkt am Gewässer stattfinden. „Das Blaue Klassenzimmer ist ein echter Zugewinn für unsere Bildungseinrichtungen in Haltern und das Insektenhotel als weiteres Element zur Umweltbildung eine sinnvolle Ergänzung“, so Andreas Stegemann, Bürgermeister der Stadt Haltern am See.

Insektenhotel bietet geschützte Hohlräume zum Nisten
Das neue XXL-Insektenhotel wiegt stolze 150 Kilo und wurde in den Werkstätten für angepasste Arbeit in Gelsenkirchen gefertigt. Martin Pieper, Geschäftsführer der Gelsenkirchener Werkstätten: „Mit unserem Projekt Wildbienen-Nisthilfe und den so entstehenden handwerklichen Produkten werden Inklusion und die Förderung der Naturvielfalt erfolgreich miteinander verbunden.“ Knapp zwei Meter hoch und 1,20 Meter breit bietet das mit Bambus, einem Bienenstein und Lehm bestückte Holzgestell den Insekten geschützte Hohlräume zum Nisten.

Ende der „Köttelbecken“ bringt viel Potenzial
Nachhaltigkeit und Ökologie – für Städtebau und Wasserwirtschaft sind das keine bloßen „Trendthemen“: Seit über 30 Jahren werden die in den Gebieten der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes befindlichen „Köttelbecken“ – also offene Schmutzwasserläufe – Schritt für Schritt von der Abwasserfracht befreit und anschließend renaturiert. Dabei wird all das Potenzial genutzt, das die naturnah umgestalteten Gewässer bieten: „Gewässer schaffen Impulse für die ökologische, landschaftliche und städtebauliche Entwicklung der Region, leisten einen erheblichen Beitrag zur Ökonomie und Gesundheit und tragen so zur Steigerung der Lebensqualität der Menschen in den Quartieren bei“, so Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Um die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, den Kommunen, Behörden und Ministerien zu festigen, entstand 2014 die Städtebaukooperation „Gemeinsam an der Lippe“. Mit den Mitteln aus dem Topf der Kooperationen realisiert der Lippeverband Maßnahmen zur besseren Erlebbarkeit der Gewässer und technischen Anlagen wie Pegelmessstellen oder Pumpwerken.

Hintergrund:
50 Jahre Städtebauförderung
Im Jahr 2021 begehen Bund, Länder und Kommunen gemeinsam das Jubiläum „50 Jahre Städtebauförderung“. Als Gemeinschaftsaufgabe ist die Städtebauförderung eine zentrale Säule der Stadtentwicklungspolitik des Bundes. Seit 1971 hat der Bund ca. 19,3 Milliarden Euro investiert. 2021 sind erneut 790 Millionen Euro Bundesmittel vorgesehen.

„Gemeinsam für das Neue Emschertal“ und „Gemeinsam an der Lippe“
Mit dem Ziel, städtebauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen in den Quartieren miteinander zu verknüpfen und so die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern, sind Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) 2006 eine Kooperation mit dem Land NRW eingegangen. Dank dieser Zusammenarbeit können Projekte zur Erlebbarkeit von Gewässern wie der Bau von Blauen Klassenzimmern und die Errichtung von Rast- und Aufenthaltsplätzen realisiert werden. Die Maßnahmen, die im Rahmen der Kooperationen „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ und „Gemeinsam an der Lippe“ umgesetzt werden, werden zu 80 Prozent mit Städtebaufördermitteln gefördert.

Anlagen in Haltern am See
Der Lippeverband betreibt in Haltern am See 2 Kläranlagen, 14 Pumpwerke, 7 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken. Außerdem unterhält der Verband in Haltern rund 20,9 Kilometer Wasserläufe, wovon rund 18,4 Kilometer zur Lippe zählen.

Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de