Hoppeistraße und Bocksheideweg: Arbeiten kommen gut voran

Lippeverband ordnet Gewässersystem in Hamm-Herringen neu

Hamm. Am Herringer Bach und Hoppeibach kümmert sich der Lippeverband aktuell um die Neuordnung des Gewässersystems. Ende 2020 sollen mit Abschluss der Arbeiten die letzten Köttelbecken in Hamm Geschichte sein. Um den Hoppeibach zu entflechten und direkt im Anschluss hochwassersicher zu machen, laufen zeitgleich mehrere Maßnahmen. Dazu zählt die Baustelle „Bocksheideweg“ mit dem Bau eines Pumpwerks, Stauraumkanals und Regenrückhaltebeckens sowie dem Neubau der zulaufenden Abwasserkanäle.

Zeitgleich baut der Lippeverband an der Hoppeistraße ein neues modernes Pumpwerk, welches ebenfalls der Entflechtung des Einzugsgebietes dient. Hier steht bereits das Pumpwerksgebäude und die Außengestaltung hat begonnen. In den kommenden Monaten soll nun die Elektrotechnik mit der bereits kompletten Maschinentechnik verbunden werden.

Ergänzend ist in der Fangstraße ein Stauraumkanal entstanden, der große Wassermassen nach Regenereignissen speichern kann. Hier können 1.300 m³ (1,3 Mio. Liter) Wasser angesammelt werden. Der Stauraumkanal ist fertiggestellt und in Betrieb.

Der Neubau des Pumpwerks am Bocksheideweg ist ebenfalls schon sehr weit vorangeschritten. Während die Hoch- und Tiefbauarbeiten weitestgehend abschlossen sind, steht der Einbau der Maschinen- und Elektrotechnik noch aus – coronabedingt kam es hier zu Lieferverzögerungen. Außerdem werden aktuell die letzten Abschnitte des Stauraumkanals (Innendurchmesser 2,40 Meter) sowie der neuen Abwasserkanäle im Bocksheideweg verlegt.

„Der Hochwasserschutz stellt am Herringer Bach und am Hoppeibach besondere Anforderungen an den Lippeverband, da das Einzugsgebiet durch Bergsenkungen stark verändert ist. Das Gebiet mit den höchsten potenziellen Schäden liegt am Tiefpunkt und am Ende des Systems. Daher hat der Lippeverband am Ende des Herringer Baches ein Vorflutpumpwerk mit einer Förderleistung von 16.600 l/s zum Heben der Wassermengen in die Lippe und der Abwässer zur Kläranlage Hamm-West errichtet. Da der Herringer Bach in der beengten Ortslage nicht aufgeweitet werden kann, treffen wir im Einzugsgebiet weitere Hochwasserschutzmaßnahmen“, erläutert Projektleiter Gregor Santehanser.

Die Baukosten für diese umfangreichen Arbeiten mit zwei neuen Pumpwerken inklusive der Maschinen- und Elektro-Technik sowie einem neuen Stauraumkanal mit bis zu 2,40 Meter Innendurchmesser und einem unterirdischen Regenrückhaltebecken mit rd. 1.500 m³ (1.500.000 l = 1,5 Mio. Liter) belaufen sich auf 28,13 Millionen Euro.

Ein absolutes Multi-Projekt, das bereits in den 1990er-Jahren erstmals vorgeplant wurde. Nach dem Bau erster Abwasserkanäle ab 1998 musste das Gesamtprojekt so lange ruhen, bis keine Bergsenkungen mehr zu erwarten waren. Wenn beide Pumpwerke in Betrieb sind, können sowohl das Bachpumpwerk „Hoppeibach“ sowie das vorhandene Pumpwerk „Hoppeistraße“ und das Pumpwerk „Sundern“ an der Fangstraße aufgegeben werden.

Nach Abschluss der Kanal- und Pumpwerksmaßnahmen steht die ökologische Verbesserung des Gewässers an. Der Hoppeibach erhält ein Hochwasserrückhaltebecken, weit im Westen gelegen, und fließt dann nicht mehr an der Siedlung Hoppeistraße vorbei, sondern über das neue Pumpwerk Bocksheideweg zum Herringer Bach.

Hintergrund
Eine Regenwasserbehandlungsanlage dient der Trennung von sauberem Regenwasser und schmutzigem Abwasser. In einem Stauraumkanal oder Regenüberlaufbecken wird bei starken Niederschlägen das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal und anschließend zur Kläranlage transportiert werden.

Das oben schwimmende, weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über eine sogenannte Entlastungsschwelle ins Gewässer „schwappen“. Mit Hilfe der Regenwasserbehandlungsanlagen erhalten die Gewässer also weitestgehend sauberes Wasser, während die Abwasserkanäle und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden.

Das ist nicht nur ökologisch äußerst sinnvoll, sondern auch ökonomisch – denn die Abwasserkanäle müssen nicht durchgängig übergroß dimensioniert werden, was die Baukosten erheblich senkt! Zudem gehört sauberes Regenwasser ins Gewässer und nicht in die Kläranlage, wo es unnötigerweise noch einmal für viel Geld gereinigt würde.

Anlagen in Hamm
Als öffentlich-rechtlicher Wasserwirtschaftsverband betreiben der Lippeverband und die Stadtentwässerung Hamm des Lippeverbandes in Hamm 9 Kläranlagen, 87 Pumpwerke, 143 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und 787,6 Kilometer Kanäle. Außerdem unterhalten der Verband und die Stadtentwässerung in Hamm rund 46,9 Kilometer Wasserläufe, wovon rund 24,8 Kilometer zur Lippe zählen.

Lippeverband
Der Lippeverband und die Stadtentwässerung Hamm des Lippeverbandes betreiben in Hamm 9 Kläranlagen, 87 Pumpwerke, 143 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und 787,6 Kilometer Kanäle. Außerdem unterhalten der Verband und die Stadtentwässerung in Hamm rund 46,9 Kilometer Wasserläufe, wovon rund 24,8 Kilometer zur Lippe zählen.

Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de