Hüller Bach: Bodenfilter für bessere Wasserqualität
Emschergenossenschaft und Stadt Herne geben Startschuss für Baumaßnahme an der Hofstraße. 3,1 Millionen Euro werden in das Projekt investiert

Herne. Zur Verbesserung der Gewässerqualität im Hüller Bach baut die Emschergenossenschaft an der Hofstraße einen sogenannten Retentionsbodenfilter. Den Startschuss für die Maßnahme gab der Wasserwirtschaftsverband am Dienstag gemeinsam mit der Stadt Herne. In den Bau der Anlage investiert die Emschergenossenschaft 3,1 Millionen Euro. Mitte 2027 soll sie in Betrieb genommen werden.
„Der Hüller Bach und seine Nebenläufe auf Bochumer, Herner und Gelsenkirchener Stadtgebiet bilden gemeinsam das größte Nebeneinzugsgebiet der Emscher. Sämtliche Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerökologie im Hüller Bach haben letztlich auch einen nachhaltig positiven Mehrwerteffekt in der Emscher“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Stadt Herne.
Im Zuge des Generationenprojektes Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft in den vergangenen Jahren parallel zur Emscher sowohl den Hüller Bach als auch seine Nebengewässer vom Abwasser befreit. „Seit Ende 2021 führt das Hüller Bach-System nur noch sauberes Quell-, Grund- und Regenwasser. Die Renaturierung des einst offenen Schmutzwasserlaufs ist bereits in Planung. Der Bau des Retentionsbodenfilters zur Verbesserung der Wasserqualität unterstützt die Gesundung der einstigen „Köttelbecke“ maßgeblich. Das blaugrüne Leben wird in den Hüller Bach zurückkehren“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Funktionsweise eines Retentionsbodenfilters
Ein Retentionsbodenfilter dient der Klärung von Regenmengen, die aus einem unterirdischen Stauraumkanal am Hüller Bach abgeschlagen werden: In diesem Kanal wird das ankommende Mischwasser (Schmutz- und Regenwasser) zunächst aufgestaut. Die Sedimente setzen sich ab und werden weiter zur Kläranlage transportiert, der nicht-klärpflichtige Regenwasseranteil dagegen wird in den Retentionsbodenfilter geleitet. Dort wird das stark verdünnte Wasser mit Hilfe einer Schilfbepflanzung und einer Filterschicht weiter geklärt, bevor es in das Gewässer fließt. Die Filterschicht besteht unter anderem aus Feinsand, Mittelsand, Grobsand und Feinkies. „Der Reinigungsprozess, also die Filtration, bewirkt einen fast vollständigen Rückhalt grober und feiner Partikel sowie an ihnen gebundener Stoffe und leistet damit einen relevanten Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität im Hüller Bach“, sagt Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft.
Der unterirdische Stauraumkanal befindet sich an der Hofstraße in Herne und ist seit 2021 in Betrieb. Über das Pumpwerk Herne-Hofstraße wird der nicht-klärpflichtige Regenwasseranteil angehoben und aktuell noch über eine Ausleitungsstrecke in den Hüller Bach eingeleitet. Zur Verbesserung der Gewässerökologie soll dem Stauraumkanal künftig anstelle dieser Ausleitungsstrecke der Retentionsbodenfilter nachgeschaltet werden. Entstehen wird er westlich des Hüller Bachs und südlich der Hofstraße in Herne-Röhlinghausen. Das Direkteinzugsgebiet dieser Anlage befindet sich zwischen der Hofstraße in Herne und der Straße Hordeler Heide in Bochum. Es beinhaltet einen Teil des Poldergebietes der Kolonie Königsgrube sowie Teilflächen der Bochumer Stadtteile Günnigfeld und Hordel sowie des Herner Stadtteiles Eickel.
Der Bau des Filters dauert voraussichtlich bis Mitte 2026, hieran schließt sich noch eine zirka einjährige Anwachsphase für die Schilfbepflanzung an. Die Inbetriebnahme der Anlage plant die Emschergenossenschaft für Mitte 2027.
Mehr als nur ein wasserwirtschaftliches Projekt
Die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen der Emschergenossenschaft gehen einher mit einer städtebaulichen Entwicklung der Quartiere entlang der Gewässer. Mit dieser Verzahnung von Wasserwirtschaft und Städtebau verfolgt die Emschergenossenschaft im Schulterschluss mit ihren Mitgliedskommunen eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung in der Region. Der Betrieb von Abwasserkanälen, Pumpwerken, Kläranlagen und Hochwasserschutzeinrichtungen bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt der sozial-ökologischen Transformation im Ruhrgebiet.
Mit dem Generationenprojekt Emscher-Umbau sorgte Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband zwischen 1992 und 2021 dafür, dass die Abwässer nicht mehr über offene Schmutzwasserläufe, sondern durch unterirdische Kanäle zu den Kläranlagen gelangen. „Die einst tristgrauen „Köttelbecken“ weichen nun nach und nach blaugrünen Erlebensräumen“, sagt Uli Paetzel. Die durch den neuen Retentionsbodenfilter künftig verbesserte Gewässerökologie im Hüller Bach wird zudem nicht nur Mehrwerte für Flora und Fauna haben, sondern auch für den Menschen. Durch die Vermeidung von Geruchsemmissionen verbessert sich die Aufenthaltsqualität entlang des Hüller Bachs erheblich.
Hintergrund-Information: Das Hüller Bach-System
Der Hüller Bach verläuft südlich der Emscher und mündet nach Unterquerung des Rhein-Herne-Kanals in Gelsenkirchen in die Emscher. Das Gewässer hat eine Länge von rund acht Kilometer und wird hauptsächlich vom Marbach in Bochum gespeist. Inklusive des Marbachs hat der Hüller Bach eine Länge von 17,2 Kilometer. Weitere Zuflüsse erhalten der Hüller Bach sowie der Marbach über den Dorneburger Mühlenbach, den Goldhammerbach inkl. Kabeisemannsbach und Ahbach, den Hofsteder Bach, den Schmechtingsbach und den Grummer Bach.
Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden in enger Kooperation mit den kommunalen Partnern über 360 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de