Im Pavillon am Park leuchtet der Wasserstand der Seseke

Lippeverband und Stadt Kamen nehmen digitale Anzeigentafel in Betrieb

Kamen. Mit dem Seseke-Park hat die Stadt Kamen dem Umbau des ehemaligen „Müffelbachs“ zum naturnahen Gewässer ein Denkmal gesetzt. Ein weiteres Element ergänzt den…

Kamen. Mit dem Seseke-Park hat die Stadt Kamen dem Umbau des ehemaligen „Müffelbachs“ zum naturnahen Gewässer ein Denkmal gesetzt. Ein weiteres Element ergänzt den Park ab der kommenden Woche: Der Lippeverband und die Stadt weihen am Dienstag, 19. November, eine digitale Anzeigentafel für verschiedene Wasserwerte im Pavillon an der Maibrücke ein. Zu der Veranstaltung ab 18 Uhr mit Musik, Theater und einer Führung durch den Park sind Interessierte herzlich eingeladen.

„Die große LED-Anzeige gibt Auskunft über das Gewässer und den Wasserstand. Der Mehrwert der durch den Lippeverband renaturierten Seseke wird so anschaulich in Szene gesetzt und stärker im Bewusstsein der Menschen verankert“, so Prof. Dr. Uli Paetzel als Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes.

Daher soll die Einweihung auch gebührend gefeiert werden: Ab 18 Uhr eröffnen Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen und Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, die Veranstaltung.

Der Chor des städtischen Gymnasiums Kamen unter der Leitung von Annette Dumpe-Fischer sorgt für die passende musikalische Untermalung. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8a des städtischen Gymnasiums Kamen zeigen unter der Leitung von Christiane Hüdepohl ein Theaterstück. Gegen 19 Uhr laden die Gästeführer der Gilde Kamen zu einer offenen Führung durch den Seseke-Park ein. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

„Die naturnah umgebaute Seseke wertet Kamen auf. Ich freue mich, dass durch die neue Nutzung des Pavillons und die moderne Pegelstandsanzeige das Thema Wasser noch mehr in den Fokus gerückt wird“, so Bürgermeisterin Elke Kappen.

Messergebnisse werden via Funk übertragen

Das Pegelhäuschen der Seseke liegt etwas versteckt außerhalb der Parkanlage. Nun werden verschiedene Wasserwerte zentral im städtischen Pavillon zu sehen sein.

Mittels eines großen LED-Displays macht der Lippeverband den Seseke-Pegel, der 250 Meter vom Park entfernt gemessen wird, stärker sichtbar – die Messergebnisse werden dazu via Funk übertragen. Die digitale Anzeige gibt u.a. Auskunft zur Höhe des Wasserstands im Verlauf der letzten Woche und des letzten Monats sowie zur Lufttemperatur. Der Lippeverband gibt bei der Eröffnung weitere Informationen hinsichtlich der Pegelstation selbst und der dort eingesetzten Technik.

Die Planungs- und Installationskosten in Höhe von rund 40.000 Euro übernahmen zu 80 Prozent das Städtebauministerium und zu 20 Prozent der Lippeverband.

Hintergrund:

Gemeinsam an der Lippe

Seit 2014 führt der Lippeverband in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW (MHKBG), dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW (MULNV) und den Lippe-Kommunen die Kooperation „Gemeinsam an der Lippe“ durch. Die Kooperation verfolgt das Ziel, städtebauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen in den Programmgebieten der Städtebauförderung miteinander zu verknüpfen und so zur Verbesserung der Lebensqualität der hier lebenden Menschen beizutragen. Die im Rahmen der Kooperation entwickelten und umgesetzten Projekte werden zu 80 Prozent vom Städtebauministerium gefördert. Der Lippeverband übernimmt den Rest der Kosten in Höhe von 20 Prozent.

Die neue Seseke

Die Seseke diente ab Bönen jahrzehntelang als offener Schmutzwasserlauf, der das Abwasser der Region abführte. Mit dem Auslaufen des Bergbaus in den 1980er-Jahren wurde zum ersten Mal die kanalisierte Form der Gewässer und die offene Abwasserführung in Frage gestellt. Bis dahin hatte es dazu keine echte Alternative gegeben. Da die bergbaubedingten Bodensenkungen durch die Einstellung der letzten Schachtanlagen abklingen würden, entwickelte der Lippeverband das Seseke-Programm, um die Seseke und ihre Nebenläufe wieder in eine abwasserfreie und naturnahe Flusslandschaft zu verwandeln. Vor der Umgestaltung des Seseke-Gebietes mussten zunächst an sämtlichen, zu offenen Schmutzwasserläufen umfunktionierten Bächen unterirdische Kanäle verlegt werden.

Zwischen dem Ende der 1980er-Jahre und 2014 hat der Lippeverband durch den Bau von vier modernen Kläranlagen und rund 73 Kilometern geschlossene Abwasserkanäle eine neue abwassertechnische Infrastruktur im Einzugsgebiet der Seseke geschaffen. Seitdem fließt nur noch gereinigtes Wasser in der Seseke und ihren Nebenläufen. Das Schmutzwasser wird in parallel zum Gewässer verlaufenden unterirdischen Kanälen zu den Kläranlagen in Bönen, Kamen, Dortmund-Scharnhorst und Lünen geführt und dort gereinigt in die Seseke sowie ihre Zuflüsse Rexebach und Körnebach eingeleitet.

Nach der Befreiung vom Abwasser konnten auch die Seseke und ihre Nebenläufe ökologisch verbessert werden: Die Seseke selbst wurde hierzu von einem gradlinigen, in Betonplatten gefassten Gewässer in einen naturnahen, geschwungenen Flusslauf umgestaltet. Dazu wurden die Betonschalen aus dem Flussbett entfernt, die Böschungen abgeflacht sowie Flachwasserzonen und Regenrückhalteflächen eingerichtet. Durch Initialpflanzungen sowie das Einsetzen von Fischen (Quappen) wurden darüber hinaus Flora und Fauna angeregt, damit die Natur zurückkehren und sich neue Lebensräume erobern kann.