Kanalsanierung Pelkumer Platz: kostengünstig und emissionsarm
Lippeverband nutzt neues Verfahren und kann so zwei Platanen retten
Hamm. Straßenbau oder Kanalsanierung – ohne Baustellen würden wir unsere Infrastruktur dem Verfall preisgeben. Aber fast immer gehen Staub- und Lärmentwicklung mit den Maßnahmen einher. Dank eines besonderen Verfahrens, das der Lippeverband im April am Pelkumer Platz umgesetzt hat, konnten diese Begleiterscheinungen fast gänzlich vermieden werden. Dort sanierte die Stadtentwässerung Hamm mit dem TIP-Verfahren (Tight-in-Pipe) ein altes Kanalrohr trotz starker Beschädigung in geschlossener Bauweise.
Neben den vergleichsweise geringen Belastungen für Anwohnerinnen und Anwohner konnte der Wasserwirtschaftsverband durch den Einsatz des noch recht jungen Bauverfahrens auch zwei Platanen sichern. Bei der klassischen Bauweise hätten die rund 60 bis 70 Jahre alten Bäume gefällt werden müssen. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Im Vergleich zur offenen Bauweise konnten die Kosten um rund 50 Prozent reduziert werden.
„Beim TIP-Verfahren wird ein tragfähiges Kunststoffrohr in das vorhandene Altrohr eingepresst. Durch einen am Beginn des Rohrstrangs angebrachten Stahlkörper pressen wir das verformte Altrohr in die ursprüngliche Form zurück – das funktioniert nicht bei jeder Baustelle, hier war es aber problemlos möglich“, erklärt Projektleiter Andreas Langenberg. Der Einbau der Rohre fand über die vorhandenen Schächte statt. Eine im Schacht installierte Hydraulikpresse schob dabei die rund 50 cm langen Rohrmodule in das Altrohr ein. Innerhalb von vier Stunden konnte so eine Strecke von knapp 50 Metern erneuert werden.
An den folgenden Tagen wurden die vorhandenen Hausanschlüsse ebenfalls in geschlossener Bauweise angeschlossen. Da Hausanschlüsse von beiden Straßenseiten auf den Hauptkanal zulaufen, musste hier ein Roboter speziell angefertigte Formteile im Altrohr einschweißen. Auch zukünftig möchte der Lippeverband prüfen, wann sich das Verfahren bei Sanierungsmaßnahmen anbietet.
Anlagen in Hamm
Der Lippeverband und die Stadtentwässerung Hamm als Abteilung des Lippeverbandes betreiben in Hamm 6 Kläranlagen, 87 Pumpwerke, 143 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und 787,6 Kilometer Kanäle. Außerdem unterhalten der Verband und die Stadtentwässerung in Hamm rund 46,9 Kilometer Wasserläufe, wovon rund 24,8 Kilometer zur Lippe zählen.
Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.
Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de