Kauzige Gäste dürfen beim Lippeverband einchecken

Steinkauz-Nistkästen auf Betriebsanlagen bieten neue Lebensräume

Nordkirchen. Drei Nistkästen auf Betriebsanlagen des Lippeverbandes in Nordkirchen warten auf tierische Untermieter: Eigens angefertigte Niststätten aus Holz bieten Steinkauzpaaren auf dem Gelände der Kläranlage und an zwei Pumpwerken zukünftig ein Zuhause. Im Rahmen der Biodiversitätsinitiative des Wasserwirtschaftsverbandes wurden insgesamt zehn der „Wohnungen“ gebaut, die nun im Emscher- und Lippe-Gebiet verteilt werden.

„Den Steinkäuzen in der Region kommen die bereitgestellten Nistkästen äußerst gelegen, denn ihre natürlichen Lebensräume sind durch die Intensivierung der Landnutzung vielerorts verloren gegangen“, erläutert Gunnar Jacobs, Artenschutz-Experte beim Lippeverband. Alt gewordene Einzelbäume und Streuobstwiesen zum Nisten sowie weitläufige Wiesen und Weiden als Nahrungsgründe sind für die Eule überlebenswichtig. Wie viele andere heimische Arten können Steinkäuze kaum noch beobachtet werden und sind auf der Roten Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten als „stark gefährdet“ eingeordnet.

Nun findet die bedrohte Eulenart auf dem Gelände der Kläranlage in Nordkirchen und an den Pumpwerken „Kolpingstrasse“ in Capelle und „Selmer Straße“ in Südkirchen alternative Nistplätze. Die speziellen Brutröhren sind in der Betriebstischlerei von Emschergenossenschaft und Lippeverband angefertigt worden und daher perfekt auf die Bedürfnisse der Käuze zugeschnitten. Und es bleibt nicht bei den „Kauz-Kästen“: Mit Vogelnistkästen für Höhlenbrüter, Insektenhotels und Blühwiesen setzt sich der Wasserwirtschaftsverband aktiv für die Artenvielfalt in der Region ein.

Hintergrund: die Biodiversitätsinitiative
Der drastische, weltweite Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend. Der negativen Entwicklung wollen die sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband entgegenwirken und die Biodiversität an Gewässern und auf verbandseigenen Anlagen weiter stärken.

Der ökologische Gewässerumbau in den Gebieten von Emscher und Lippe, die nachhaltige Nutzung vieler wasserwirtschaftlicher Anlagen und das gezielte Wiederansiedeln von verschiedenen, selten gewordenen Fischarten sind nur einige Beispiele für bereits laufende Maßnahmen.

Biodiversität ist ein Kernbestandteil des Programms „Lebendige Gewässer“, das im Emscher- und Lippe-Gebiet an Gewässern wie Auen sehr erfolgreich umgesetzt wird. Der Gewässerumbau wird dazu seit vielen Jahren durch ein intensives Monitoring begleitet, das z. B. die Entwicklung der gewässertypischen Fauna und Flora, darunter auch seltene oder gefährdete Arten, beobachtet.

Insgesamt hat sich beispielsweise im Zuge der ökologischen Verbesserung der Emscher seit rund 30 Jahren die Artenzahl gewässerlebender wirbelloser Tiere im Emscher-Gebiet etwa verdreifacht.

Durch das Programm „Lebendige Lippe“ schaffen EGLV neue Habitate für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch ist an der Lippe die Biodiversität erheblich gestiegen – ein herausragendes Projekt ist die renaturierte Lippe-Mündung in Wesel mit mehr als 600 nachgewiesenen Tier- und 425 Pflanzenarten. Die Artenvielfalt wird außerdem indirekt auch durch die Verbesserung der Wasserqualität, d. h. die Ertüchtigung der Reinigungsleistung der Klär- und Regenwasserbehandlungsanlagen, gefördert.

Anlagen in Nordkirchen
Der Lippeverband betreibt in Nordkirchen eine Kläranlage, 31 Pumpwerk und 22 Regenwasserbehandlungsanlagen, zwei Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und 93,7 Kilometer Kanäle. Die Gemeinde Nordkirchen hat die Unterhaltung des Kanalnetzes 2019 auf den Lippeverband übertragen.

Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de