Meisen, Trauerschnäpper & Co. suchen nach Brutplätzen

Lippeverband hängt 60 Nistkästen in den Kreisen Wesel und Recklinghausen auf

Kaum hängen die Nistkästen an den Bäumen, stecken die ersten Meisen schon neugierig die Köpfe durch die Einfluglöcher. Rund 60 neue Nisthilfen für verschiedene Vogelarten befestigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lippeverbandes aktuell in den Kreisen Wesel und Recklinghausen. Im Rahmen seiner Biodiversitätsinitative möchte der öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsverband so die Lebensräume heimischer Arten verbessern.

„Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell die Meisen die neuen Nisthilfen finden und annehmen“, freute sich Gunnar Jacobs, Biologe und Ornithologe beim Lippeverband. Häufig beginnt das Flugschauspiel rund um die Kästen noch während er bei der Montage vor Ort ist. Die neuen Holzkästen, angefertigt in der JVA Castrop-Rauxel, sind besonders geeignet für Blaumeisen, Kohlmeisen und Trauerschnäpper. „Aktuell finden bei den Meisen bereits die Paarbildung und Nistplatzsuche statt, bevor sie ab März mit dem Nestbau und ab April mit der Brut beginnen – die Nistkästen hängen jetzt also genau im richtigen Moment“, so Gunnar Jacobs.

Nisthilfen dienen als Ersatz für die ursprünglichen Brutplätze – Höhlen in Bäumen. Die sind immer seltener zu finden, da Bäume heute kaum mehr das entsprechende Alter erreichen, um dem Specht als perfekten Höhlenzimmerer als Lebensraum zu dienen. So ist die Wohnungsnot groß geworden bei Meise & Co. – hier hilft der Lippeverband gerne.

Hintergrund: die Biodiversitätsinitiative
Der drastische, weltweite Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend. Der negativen Entwicklung wollen die sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband entgegenwirken und die Biodiversität an Gewässern und auf verbandseigenen Anlagen weiter stärken.

Der ökologische Gewässerumbau in den Gebieten von Emscher und Lippe, die nachhaltige Nutzung vieler wasserwirtschaftlicher Anlagen und das gezielte Wiederansiedeln von verschiedenen, selten gewordenen Fischarten sind nur einige Beispiele für bereits laufende Maßnahmen.

Biodiversität ist ein Kernbestandteil des Programms „Lebendige Gewässer“, das im Emscher- und Lippe-Gebiet an Gewässern wie Auen sehr erfolgreich umgesetzt wird. Der Gewässerumbau wird dazu seit vielen Jahren durch ein intensives Monitoring begleitet, das z. B. die Entwicklung der gewässertypischen Fauna und Flora, darunter auch seltene oder gefährdete Arten, beobachtet.

Insgesamt hat sich beispielsweise im Zuge der ökologischen Verbesserung der Emscher seit rund 30 Jahren die Artenzahl gewässerlebender wirbelloser Tiere im Emscher-Gebiet etwa verdreifacht.

Durch das Programm „Lebendige Lippe“ schaffen EGLV neue Habitate für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch ist an der Lippe die Biodiversität erheblich gestiegen – ein herausragendes Projekt ist die renaturierte Lippe-Mündung in Wesel mit mehr als 600 nachgewiesenen Tier- und 425 Pflanzenarten. Die Artenvielfalt wird außerdem indirekt auch durch die Verbesserung der Wasserqualität, d. h. die Ertüchtigung der Reinigungsleistung der Klär- und Regenwasserbehandlungsanlagen, gefördert.

Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zur Zeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de