Neuer Quartierpark in Herne speichert Regenwasser

Ehemaliger Fußballplatz ist klimaresilient umgestaltet worden. Eröffnung mit Prof. Dr. Uli Paetzel und Dr. Frank Dudda

Herne. Der klimarobuste Umbau von Bestandsflächen ist möglich: Ein ehemaliger Fußballplatz ist zum Quartierpark für Bürgerinnen und Bürger geworden. Mit einer Förderung des NRW-Umweltministeriums aus dem Programm "Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft" und der Emschergenossenschaft in Höhe von 1,1 Millionen Euro ist die wasserbewusste Umgestaltung gelungen.

Bis vor zehn Jahren rollte auf der Fläche der Ball. Der SV Fortuna Herne hatte dort, etwas versteckt, seinen Sportplatz. Der Club ist längst zum modernen Sportzentrum Horsthausen nur wenige hundert Meter entfernt umgezogen und kickt auf Kunstrasen statt auf roter Asche. Jetzt wird aus dem ehemaligen Fußballplatz in einem gemeinsamen Projekt von der Stadtentwicklungsgesellschaft Herne (SEG), der Emschergenossenschaft und der Stadt Herne der Quartierpark Nordstraße.

Am Montag, 24. Juni 2024, nahmen Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, im Beisein von Vertretungen aus Politik und Verwaltung die symbolische Eröffnung vor.

Pflanzen müssen erst noch richtig anwachsen
Die tatsächliche Öffnung für die Öffentlichkeit erfolgt frühestens Ende August, Anfang September, um allen Pflanzen die Möglichkeit zu geben, richtig anzuwachsen. Die Niederschlagsmengen der letzten Wochen haben leider einige Arbeiten verzögert.

Das gesamte Areal umfasst eine Fläche von knapp 12.000 Quadratmetern. Zu ihr gehören der frühere Sportplatz, der angrenzende Kinderspielplatz und die dazwischenliegende Stichstraße. Zwei Drittel der Fläche bilden den Quartierpark, ein Drittel ist Wohnbauland für
zwei Neubauten mit insgesamt zirka 40 neuen Mietwohnungen der WHS. Die Arbeiten für die beiden Häuser sollen kommendes Jahr beginnen.

Regenwasser wird nicht mehr in den Kanal geleitet
Der Quartierpark zeichnet sich durch Maßnahmen der klimaresilienten Stadtentwicklung aus. Zum Beispiel wird das Regenwasser der Neubauten nicht wie üblich in den Kanal geleitet, sondern auf der Fläche zurückgehalten, um anschließend in der dafür extra angelegten Retentionsmulde im Park zu verdunsten, dies schafft ein gutes Kleinklima. Damit kann der natürliche Wasserkreislauf auf der Fläche geschlossen und ein Schritt gegen Überschwemmungen bei Starkregenereignissen geleistet werden. Auch die neu angepflanzten Bäume wurden von der Pflanzenauswahl her so ausgewählt, dass sie den neuen Klimaanforderungen und Wetterextremen als „Zukunftsbäume“ gerecht werden. Um einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten, gibt es neben der Nutzrasenfläche ebenfalls eine große Wildblumenwiesen für Insekten.

Maßnahmen zur Klimaanpassung
Möglich wird die Umsetzung durch Fördermittel aus dem Programm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“, kurz KRiS, das durch die Zukunftsinitiative Klima.Werk von Emschergenossenschaft und Städten wie Herne umgesetzt wird. Mit dem Programm stellen das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und der Wasserwirtschaftsverband den Kommunen eine 100-prozentige Förderung für Maßnahmen zur Klimaanpassung zur Verfügung.

„Mit dem Quartierpark setzen wir einen weiteren Impuls für mehr Lebensqualität sowie beim klimagerechten Umbau unserer Stadt“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. „Hier verbinden wir das Prinzip der Schwammstadt mit der Entsiegelung eines ehemaligen Fußballplatzes und der Schaffung eines attraktiven Parks für die Menschen im Quartier. Das war möglich, weil wir mit der Emschergenossenschaft einen starken Partner für unsere Ideen haben“, so der Oberbürgermeister weiter.

1,1 Millionen Euro an Fördermitteln sind in den Quartierpark geflossen, 40 Prozent davon kommen von der Emschergenossenschaft. „Das ist gut investiertes Geld. Maßnahmen zur Klimaanpassung in unseren Städten sind Daseinsvorsorge. Schäden durch Extremwetter zu bezahlen, ist deutlich teurer“, sagte Prof. Dr. Uli Paetzel. „Regenwasserrückhalt, Flächenbegrünung und Entsiegelung mindert das Hitzerisiko in Wohnquartieren und hilft auch im Starkregenfall, weil der Abfluss des Niederschlags an der Oberfläche verzögert wird.“

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Lippeverband gemeinsam mit Städten der Emscher-Lippe-Region an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der blau-grüne Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) von Emschergenossenschaft, Emscher-Kommunen und dem Land NRW und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk. Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei Emschergenossenschaft und Lippeverband setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de.

125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de