Nordkirchen macht’s klar!
Alte Medikamente gehören in die Tonne – nicht ins Klo!
Nordkirchen. Der abgelaufene Hustensaft wird in den Ausguss geschüttet, das leere Fläschchen im Hausmüll entsorgt. Was als gut gemeinte Mülltrennung im Haushalt passiert, bedeutet…
Nordkirchen. Der abgelaufene Hustensaft wird in den Ausguss geschüttet, das leere Fläschchen im Hausmüll entsorgt. Was als gut gemeinte Mülltrennung im Haushalt passiert, bedeutet für Kläranlagen und Gewässer eine folgenschwere ökologische Belastung. Die Initiative „Nordkirchen macht´s klar – Weniger Medikamente im Abwasser“ klärt zukünftig darüber auf. Das Kooperationsprojekt des Lippeverbandes und der Gemeinde Nordkirchen startete am Mittwoch, 22. Januar, mit einer Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus in Nordkirchen. Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, und Bürgermeister Dietmar Bergmann begrüßten rund 20 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
„Gemeinsam mit der Emschergenossenschaft ist der Lippeverband der größte Betreiber von Kläranlagen in Deutschland. Doch auch moderne Großkläranlagen sind nicht in der Lage, Spurenstoffe wie Diclofenac vollständig aus dem Abwasser zu eliminieren – schwer abbaubare Medikamente landen letztendlich im Wasserkreislauf. Darum gilt es, möglichst viele Menschen aufzuklären und zum Mitmachen zu motivieren, um unsere Gewässer vor dieser Belastung zu schützen“, so Uli Paetzel.
Medikamente richtig entsorgen
Ziel der Kampagne: Wasserverband und Gemeinde wollen neben Nordkirchens Bürgerinnen und Bürgern auch Menschen in medizinischen und pharmazeutischen Berufen sowie im Bereich der Pflege für den verantwortungsbewussten Umgang mit Medikamenten sensibilisieren. Über einen Bildungsbaustein mit Forscherbox kann die Sensibilisierung bereits bei Kindern und Jugendlichen beginnen. Besonders die richtige Entsorgung über den Hausmüll steht dabei im Fokus. Denn Medikamentenreste gehören weder in den Abfluss noch ins Klo.
„Abgelaufene Medikamente dürfen im Restmüll entsorgt werden. Das ist vielen nicht bewusst. Denn in der Abfallverbrennung werden Hustensaft, Tabletten und Co. rückstandslos beseitigt. Ich bin sicher, dass wir uns in Nordkirchen gemeinsam aktiv einbringen, um uns am Schutz unseres Wassers zu beteiligen“, ist Dietmar Bergmann sicher.
„Trag nicht so dick auf!“
Mit Plakaten, Flyern und der Hilfe zahlreicher Unterstützer vor Ort möchten Lippeverband und Gemeinde über das Thema aufklären. Gesicht der Kampagne, die zuletzt erfolgreich in Essen lief, ist Oma Klara. Die rüstige Dame mahnt auf Postern unter anderem, nicht so auf die Tube zu drücken oder nicht so dick aufzutragen. Denn ein großer Anteil von Schmerzsalben landet durch das anschließende Händewaschen im Abfluss und nicht unter der Haut. Dr. Issa Nafo, Fachexperte beim Lippeverband, brachte den Gästen der Auftaktveranstaltung bei einem Vortrag zahlreiche weitere Fakten zum Thema Spurenstoffe nah, informierte aber auch über lösungsorientierte Ansätze in der Bildungsarbeit an Kindergärten und Schulen.
Bundesweit lassen sich derzeit über 150 Arzneimittelwirkstoffe in Gewässern nachweisen. Die Folgen für Flora und Fauna der Gewässer sind noch nicht absehbar. „Einen komplett arzneifreien Wasserkreislauf kann es kaum geben, weil manche Menschen auf entsprechende Präparate angewiesen sind. Aber ein verantwortungsvoller Umgang mit Medikamenten kann das Problem deutlich verringern“, zeigt sich Uli Paetzel überzeugt.
Tag der offenen Tür auf der Kläranlage
Wie geht es jetzt weiter? Bei der Auftaktveranstaltung konnten sich die Beteiligten nicht nur zu möglichen Bausteinen der Kampagne informieren. Sie sammelten auch Ideen, wie sie sich in den kommenden Monaten persönlich einbringen können. Nun werten der Lippeverband und die Gemeinde Nordkirchen aus, welche Aktionen in den nächsten Monaten realisierbar sind.
Auf eines freut sich Bürgermeister Dietmar Bergmann auf jeden Fall bereits: „In diesem Jahr öffnet die Kläranlage Nordkirchen ihre Türen. Dann können Neugierige direkt vor Ort sehen, wie unser Abwasser gereinigt wird.“