Haltern am See: Schwimmbagger entfesselt die Lippe
Haltern am See. Keine optische Täuschung: In Flaesheim schwimmt seit einigen Tagen ein Bagger auf der Lippe, um künstlich angelegte Uferbefestigungen zu entfernen. Das…
Haltern am See. Keine optische Täuschung: In Flaesheim schwimmt seit einigen Tagen ein Bagger auf der Lippe, um künstlich angelegte Uferbefestigungen zu entfernen. Das Amphibien-Fahrzeug ist im Auftrag des Lippeverbandes zehn Tage lang im Einsatz und befreit einzelne Abschnitte von Wasserbausteinen. Hier wird die Lippe breiter, flacher und lebendiger, denn besonders Fische, Eisvögel oder Uferschwalben fühlen sich in den natürlichen Randzonen wohl.
„Wir arbeiten an mehreren Punkten auf einer Gesamtstreckenlänge von rund zehn Kilometern. Mit sogenannten ‚Uferentfesselungen‘ haben wir beim Lippeverband sehr gute Erfahrungen gemacht – ein Schwimmbagger bietet dabei viele Vorteile“, erläutert Streckenmeister Günter Cremer. „Der Bagger kann an geeigneter Stelle ins Wasser gelassen werden, ohne sensible Uferbereiche durchfahren zu müssen. Da er die Randbefestigungen vom Wasser aus abgräbt, können wir einen kleineren Bagger einsetzen, der weniger Energie verbraucht.“ Stände der Bagger an Land, käme statt eines 12- eher ein 30-Tonnen-Bagger zum Einsatz, um die notwendige Standsicherheit zu gewährleisten.
Die ausgebaggerten Randsteine werden übrigens direkt in der Flussmitte abgelegt. So lassen sich strömungsbedingte Abtragungen des Grundes wieder ausgleichen. Der Lippeverband hat mit ähnlichen Maßnahmen an der Lippe bereits gute Erfahrungen gemacht: An den entfesselten Uferabschnitten konnten deutlich höhere Zahlen verschiedener Tierarten, als an befestigten Uferabschnitten nachgewiesen werden.
Programm „Lebendige Lippe“
Die Lippe ist ein 220 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt in Bad Lippspringe und mündet in Wesel in den Rhein. Auf der rund 147 Kilometer langen Strecke zwischen Lippborg und Wesel fließt die Lippe durch das Gebiet des Lippeverbandes. Hier hat das Land NRW die Unterhaltung und den Ausbau des Flusses an den Lippeverband übertragen.
Der Lippeverband übernimmt neben der allgemeinen Pflicht der Gewässerunterhaltung auch die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an der Lippe. Hierzu hat der Lippeverband im Jahre 2013 das Programm „Lebendige Lippe“ für seinen Zuständigkeitsbereich aufgelegt und neben der Fortsetzung der bestehenden Projekte mehrere neue Projekte begonnen.
Das übergeordnete Ziel ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit einer Erhaltung und Entwicklung von fluss- und auentypischen Strukturen und Lebensgemeinschaften. Für das Landesgewässer Lippe werden zu 100 % Landesmittel eingesetzt.