Über 100 Tonnen schweben über das Wasser
„Sprung über die Emscher“: Mittelteil der Brücke wurde eingeschwommen
Castrop-Rauxel. Die Emschergenossenschaft hat am Samstag einen wichtigen Meilenstein beim Bau der spektakulären Brücke am Wasserkreuz in Castrop-Rauxel erreicht: Der Mittelteil der Brücke „Sprung über die Emscher“ wurde eingeschwommen. Der Rhein-Herne-Kanal wurde dafür einen Tag lang für die Schifffahrt gesperrt.
Eine Stunde vor Sonnenaufgang startete der aufregende Tag für das Bauprojektteam mit dem Aufbau des schwimmenden Krans. Der nun eingeschwommene Mittelteil ist 105 Tonnen schwer und 65 Meter lang und verbindet die beiden Ufer des Rhein-Herne-Kanals. Der auf einem Ponton schwimmende Kran hob etwas kanalaufwärts den am Ufer liegenden Brückenteil hoch und fuhr mit diesem rückwärts den Kanal bis zur Baustelle, wo er in mehrstündiger Arbeit eingebaut wurde. Anschließend wurde der Rhein-Herne-Kanal für die Schifffahrt wieder freigegeben.
Am Wasserkreuz in Castrop-Rauxel unterquert die abwasserfreie Emscher den Rhein-Herne-Kanal und fließt anschließend in gemächlichen Schlingen durch ihr neues, renaturiertes Flussbett. Trotz noch andauernder Bautätigkeit wird dem Betrachter schnell klar, welcher blaugrüne Schatz hier am einstigen „dreckigsten Fluss Deutschlands“ entsteht. „Die neue Emscher ist Sinnbild für den Wandel einer ganzen Region. Diese einzigartige Brücke steht symbolisch für diesen Wandel und den Aufbruch in eine ökologische Zukunft“, erklärt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Sie habe das Potential, zu einem der beliebtesten Fotomotive der Region zu werden.
Mit dem Bau der Brücke wird das vorhandene Radwegenetz erweitert und eine neue Verbindung zwischen den beiden Städten Castrop-Rauxel und Recklinghausen geschaffen. Zukünftig führen die regionalen Radwege Emscher-Park-Radweg und Emscher-Weg über den „Sprung über die Emscher“. Somit werden nicht nur die beiden Städte, sondern auch einzelnen Quartiere und Stadtteile besser vernetzt. Da wundert es nicht, dass der Bau bei der Bevölkerung auf großes Interesse stößt. Rund 700 Besucher*innen – statt der erwarteten 400 – nahmen Anfang September an den von der Emschergenossenschaft angebotenen Baustellenführungen teil, um sich über den Stand der Arbeiten zum „Sprung über die Emscher“ und zum anschließenden Wasser-Erlebnis-Park zu informieren.
Zirka 900 Tonnen Stahl verbaut die Emschergenossenschaft für die neue Landmarke. 2023 soll die stählerne Zügelgurtbrücke mit einer Länge von 412 Metern und 2,5 Metern Breite gemeinsam mit den noch zu erstellenden Freianlagen fertiggebaut und nutzbar sein. „Mit dem Einschwimmen des Brückenteils über den Kanal ist der ingenieurtechnisch anspruchsvollste Teil nun einwandfrei über die Bühne gelaufen“, freut sich Dr. Emanuel Grün, technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.
Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (ehemals Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat) fördert den Brückenbau im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ mit acht Millionen Euro. Seit 2014 werden mit dem Bundesprogramm jährlich investive und konzeptionelle Vorhaben mit besonderer nationaler bzw. internationaler Wahrnehmbarkeit unterstützt. Weitere 0,8 Millionen Euro trägt die Stadt Castrop-Rauxel. Die auffällige Optik der Brücke mit einer Doppel-S-Form wurde von DKFS Architects aus London im Rahmen eines internationalen Architekturwettbewerbs entworfen.
Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. www.eglv.de