Urbanes Gärtnern an der Emscher

Mitmach-Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger entsteht am Pumpwerk Oberhausen

Oberhausen. Deutschlands größtes Schmutzwasserpumpwerk steht an der Kurfürstenstraße in Oberhausen – im August 2021 hatte es die Emschergenossenschaft in Betrieb genommen, 16.500 Liter pro Sekunde kann es rund 40 Meter hoch zum Weitertransport zur Kläranlage befördern. Die Planfeststellung des Pumpwerk-Projektes beinhaltete jedoch einen weiteren Bestandteil, der einen maßgeblichen Wunsch der Bevölkerung aus dem Beteiligungsverfahren berücksichtigte und den die Emschergenossenschaft nun ganz aktuell fertiggestellt hat: eine große „Urban Gardening“-Fläche unmittelbar zwischen Pumpwerk und Straße. Die Parzellen will die Emschergenossenschaft künftig an interessierte Bürgerinnen und Bürger mit einem (blau-)grünen Daumen verpachten lassen.

„Bei der Urban-Gardening-Fläche handelt es sich um zwölf zirka 150 Quadratmeter große Teilstücke, die wir als Emschergenossenschaft im Rahmen unserer Initiative „Mach mit am Fluss“ verpachten lassen wollen. Diese einzelnen Parzellen können dann von den Pachtenden in Eigenregie genutzt bzw. der Anbau dieser Flächen individuell gestaltet werden“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Aktuell befindet sich die Emschergenossenschaft noch in Gesprächen mit potenziellen Kandidaten für einen Generalpächter, über den die jeweiligen Verpachtungen an die Bürgerinnen und Bürger dann laufen würde.

Die Emschergenossenschaft wird darüber informieren, sobald die Parzellen gepachtet werden können.

Ehemalige Baustelleneinrichtungsfläche
Nach der Inbetriebnahme des Pumpwerks Oberhausen im August 2021 wurde das Betriebsgelände der Emschergenossenschaft, der ursprünglich als Urban-Gardening-Fläche genehmigt war, bis Herbst vergangenen Jahres noch als Baustelleneinrichtungsfläche für die Herstellung der neuen Emscher-Aue im Holtener Bruch genutzt. Da sich die Fertigstellung dieses ökologischen Schwerpunktes aufgrund einer erst noch zu lösenden Altlastenproblematik zeitlich verzögert, hat die Emschergenossenschaft auf Wunsch der Anlieger entschieden, die Urban-Gardening-Fläche frühzeitiger fertigzustellen. Dazu wurde die alte Baustelleneinrichtungsfläche geräumt und einige hundert Meter nach Westen verlegt.

Die Herstellung der Urban-Gardening-Flächen fand von Oktober 2024 bis Ende März 2025 durch die von der Emschergenossenschaft beauftragte Firma Knappmann statt. Eingebaut wurden zirka 2.400 Quadratmeter Füllbodenmaterial und rund 1.100 Quadratmeter Oberbodenmaterial, zusätzlich vermischt mit abgestimmtem Humusmaterial. Geschäftsführer Peter Knappmann persönlich „übergab“ die fertigen Parzellen in dieser Woche an die Emschergenossenschaft.

Mehr als nur rein wasserwirtschaftliche Projekte
Die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen der Emschergenossenschaft – so wie der Bau und der Betrieb des Pumpwerks Oberhausen – gehen einher mit einer städtebaulichen Entwicklung der Quartiere entlang der Gewässer. Mit dieser Verzahnung von Wasserwirtschaft und Städtebau verfolgt die Emschergenossenschaft im Schulterschluss mit ihren Mitgliedskommunen eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung in der Region. Der Betrieb von Abwasserkanälen, Pumpwerken, Kläranlagen und Hochwasserschutzeinrichtungen bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt der sozial-ökologischen Transformation im Ruhrgebiet. „Einst offene Schmutzwasserläufe weichen nach und nach blaugrünen Erlebensräumen, die erleb- und erfahrbar gemacht werden – im wahrsten Sinne“, sagt Uli Paetzel, „gemeinsam mit den Kommunen haben wir zum Beispiel bereits mehr als 360 Kilometer an neuen Rad- und Fußwegen entlang unserer Flüsse und Bäche gebaut.“

Der rund 100 Kilometer lange Emscher-Weg zwischen der Quelle der Emscher in Holzwickede und der Mündung in den Rhein bei Dinslaken und Voerde führt direkt am Pumpwerk Oberhausen vorbei – und damit auch direkt an den zwölf neuen Urban-Gardening-Parzellen.

Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de