Verbesserter Hochwasserschutz an der Seseke

Gewässerumbau hat die Überschwemmungsgefahr reduziert

Seseke-Gebiet. Der Hochwasserschutz an der Seseke hat sich mit dem Umbau der Flusslandschaft durch den Lippeverband im Rahmen des Seseke-Programms deutlich verbessert: Das zeigt jetzt eine Simulation des Hochwasserabflusses. So hat sich die Fläche, die bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis überschwemmt werden kann, verglichen mit der Situation vor dem Umbau merklich verkleinert. 2014 wurde die Renaturierung erfolgreich abgeschlossen.

Durch die Aufweitung der Flussaue bieten die Gewässerläufe im Einzugsgebiet der Seseke nun mehr Raum, in dem sich das Hochwasser sammeln kann. Zudem fließt das Wasser in den gut bewachsenen Gewässerauen nicht mehr so schnell ab. Dadurch wird die Hochwasserwelle auf natürliche Weise verzögert und abgeflacht. Aber nicht nur die Gewässerumgestaltung allein hat sich positiv auf den Hochwasserabfluss ausgewirkt. Auch die im Rahmen des Gewässerumbaus errichteten Regen- und Hochwasserrückhaltebecken verhindern hohe Abflussspitzen nach Starkregenereignissen.

Infrastruktur auf Extremwetterereignisse vorbereiten

Durch den Klimawandel wird das Thema Hochwasserschutz aktueller denn je: „Extremwetterereignisse wie Starkregen werden in Zukunft häufiger auftreten. Daher ist es wichtig, dass die Infrastruktur in der Region darauf vorbereitet ist und das Wasser nicht zu Überflutungen führt. Mit dem Seseke-Programm haben wir dieses Ziel erreicht – gleichzeitig bietet die Seseke nach der ökologischen Verbesserung hier nun auch zahlreiche Mehrwert-Effekte für Mensch und Natur“, fasst Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, zusammen.

Rückhaltevolumen: 2 Millionen Kubikmeter

Im Rahmen des Seseke-Programms hat der Lippeverband insgesamt 16 Regenrückhaltebecken mit einem Gesamtvolumen von 157.000 Kubikmetern gebaut. In diesen werden große Regenmengen gesammelt, bevor sie versickern oder kontrolliert in die Gewässer geleitet werden. Im Hochwasserrückhaltebecken Bönen, das darüber hinaus ergänzend zu den bestehenden Becken gebaut wurde, können nochmals bis zu 340.000 Kubikmeter Wasser angestaut werden – damit erhöht sich das Rückhaltevolumen inklusive der kommunalen Hochwasserrückhaltebecken auf insgesamt 2 Millionen Kubikmeter.

Auch die eigentliche Abwasserfreiheit in den Flüssen wirkt sich positiv auf die Hochwassergefahr aus: Da das Abwasser durch das Seseke-Programm nicht mehr im Fluss, sondern in Kanalrohren zur Kläranlage geleitet wird, befindet sich grundsätzlich weniger Wasser im Gewässer – auch bei Hochwasser.

Hochwasserabfluss hat sich um ein Drittel verringert

Die Kombination dieser Einzelmaßnahmen hat dazu geführt, dass sich der Hochwasserabfluss an der Seseke-Mündung um etwa ein Drittel verringert hat. Dementsprechend sind auch die Überschwemmungsflächen eines hundertjährlichen Hochwassers deutlich kleiner als vor der Umsetzung des Seseke-Programms. Ein Schadenspotenzial von 17,5 Mio. Euro fällt damit weg. Rund 1.000 Menschen sind jetzt nicht mehr durch eine Überschwemmung bei 100-jährigen Hochwasser gefährdet. Die neuen Flächen hat der Lippeverband mit der Bezirksregierung Arnsberg abgestimmt. Im nächsten Überarbeitungszyklus werden diese auch in die Hochwassergefahrenkarte übernommen.

Hintergrund: Das Seseke-Programm
Die Seseke diente ab Bönen jahrzehntelang als offener Schmutzwasserlauf, der das Abwasser der Region abführte. Nach der Nordwanderung des Bergbaus begann der Lippeverband Ende der 1980er-Jahre mit dem Bau von vier modernen Kläranlagen und rund 73 Kilometern geschlossene Abwasserkanälen und hat damit bis 2014 eine neue abwassertechnische Infrastruktur im Einzugsgebiet der Seseke geschaffen. Seitdem fließt nur noch gereinigtes Wasser in der Seseke und ihren Nebenläufen. Das Schmutzwasser wird in parallel zum Gewässer verlaufenden, unterirdischen Kanälen zu den Kläranlagen in Bönen, Kamen, Dortmund-Scharnhorst und Lünen geführt und dort gereinigt in die Seseke sowie ihre Zuflüsse Rexebach und Körnebach eingeleitet.

Nach der Befreiung von Abwasser konnten auch die Seseke und ihre Nebenläufe ökologisch verbessert werden: Die Seseke selbst wurde hierzu von einem gradlinigen, in Betonplatten gefassten Gewässer in einen naturnahen, geschwungenen Flusslauf umgestaltet. Dazu wurden die Betonschalen aus dem Flussbett entfernt, die Böschungen abgeflacht sowie Flachwasserzonen und Regenrückhalteflächen eingerichtet. Durch Initialpflanzungen sowie das Einsetzen von Fischen (Quappen) wurden darüber hinaus Flora und Fauna angeregt, damit die Natur zurückkehren und sich neue Lebensräume erobern kann.

Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de