Verbesserter Hochwasserschutz und mehr Raum für Artenvielfalt an der Lippe

Lippeverband schließt Arbeiten an der Flutmulde bei Datteln und Olfen ab

Datteln/Olfen. Im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ hat der Lippeverband zwischen der Kläranlage Dattelner Mühlenbach und der „Alten Fahrt“ des Dortmund-Ems-Kanals eine Flutmulde ausgehoben. In den Geländevertiefungen kann sich bei Flut das Wasser schadlos einstauen. Außerdem dient die neue Mulde als Lebensraum für Tierarten, die gerne an stehenden Gewässern in Flussnähe leben.

Mit den Arbeiten zur neuen Flutmulde hatte der Lippeverband im November des vergangenen Jahres begonnen – nun ist die Maßnahme abgeschlossen. Insgesamt wurden mehr als 20.000 Kubikmeter Boden neben der Brücke der „Alten Fahrt“ ausgehoben, um eine Geländesenkung in Ufernähe zu schaffen. In Zukunft kann das Flusswasser dort bei hohen Wasserständen einströmen und bei sinkendem Wasserstand nach und nach wieder aus der Mulde abfließen. Doch die Flutmulde dient nicht nur dem Hochwasserschutz: Fische nutzen Senken als Kinderstube und zur Nahrungssuche. Andere Tierarten sollen durch extra angelegte kleine Tümpel, in denen das Wasser längere Zeit stehen bleibt, angelockt werden: Graureiher, Störche oder Flussregenpfeifer finden dort bald ein vielfältiges Nahrungsangebot, aber auch Brut- und Rastplätze.

An Brutstätten mangelt es an begradigten Flüssen häufig. Künstliche Uferbefestigungen durch Steinschüttungen verhindern, dass Höhlenbrüter wie der Eisvogel oder die Uferschwalbe ihre Brutstätten in natürlich vorkommende erdige Uferkanten bauen können. Darum hat der Lippeverband die Böschung entlang der Flutmulde so gestaltete, dass sie ausreichend viel Platz für Bauten bietet. In das Projekt investiert der sondergesetzliche Wasserwirtschaftsverband rund 600.000 Euro, die das Land NRW über das Programm Lebendige Lippe zur Verfügung stellt.

Im Jahr 2018 hat der Lippeverband bereits im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ den Mündungsbereich des Dattelner Mühlenbachs ökologisch verbessert. Auch das Ufer der Lippe wurde renaturiert, damit Tiere eine vielfältige Lebensgrundlage am Gewässer finden.

Hintergrund:

Was ist eine Flutmulde?
Flutmulden sind Senken im Gelände, die die Strömungsrichtung bei Überflutungen nachzeichnen. Das Wasser kann hier länger als in der übrigen Aue verweilen. Im Gegensatz zu den Stillgewässern haben Flutmulden eine geringere Wassertiefe und trocknen daher vor allem bei hohen Temperaturen teils vollständig aus. Durch trockene, nasse und schlammige Bereiche ergibt sich ein strukturreicher Lebensraum für Amphibien und viele Vogelarten.

Das Programm „Lebendige Lippe“
Der Lippeverband übernimmt im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen neben der allgemeinen Pflicht der Gewässerunterhaltung auch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie an der Lippe. Hierzu hat das Land im Jahre 2013 das Programm „Lebendige Lippe“ für seinen Zuständigkeitsbereich aufgelegt, das der Lippeverband umsetzt. Neben der Fortsetzung bestehender Projekte wurden mehrere neue Projekte begonnen. Der Zuständigkeitsbereich des Lippeverbandes erstreckt sich von Lippborg über rund 147 Kilometer Flusslauf bis zur Mündung in den Rhein bei Wesel und umfasst etwa 110 Quadratkilometer Auenfläche. Das übergeordnete Ziel des Programms „Lebendige Lippe“ ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit einer Erhaltung und Entwicklung von fluss- und auentypischen Strukturen und Lebensgemeinschaften. Für das Landesgewässer Lippe werden zu 100 Prozent Landesmittel eingesetzt.