Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ gibt Zuwendungsverträge an die Stadt Recklinghausen weiter

Projekte können nun angegangen werden

Recklinghausen. Ein guter Tag für die Klimaanpassung in Recklinghausen: Gleich vier Zuwendungsbescheide hat Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, am Donnerstag, 19. November, an Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche überreicht.

Mit den Fördermitteln aus dem Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“, das vom NRW-Umweltministerium und der Emschergenossenschaft im Zuge der Ruhrkonferenz auf den Weg gebracht wurde, können vier Projekte in Recklinghausen umgesetzt werden. Das gemeinsame Ziel: die Stadt für die zu erwartenden Folgen des Klimawandels fitzumachen.

„Im Fokus unseres Projekts ‚Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft‘ stehen Maßnahmen, die alle dem Ziel dienen, bis 2040 mindestens 25 Prozent der befestigten Flächen vom Kanalnetz abzukoppeln und den Verdunstungsgrad bis 2040 um zehn Prozent in der Region zu erhöhen. Die geplanten Projekte in Recklinghausen tragen dazu bei, Regenwasser nachhaltig zu bewirtschaften. Denn: Sauberes Wasser hat nichts im Abwasserkanal zu suchen, sondern gehört in die Gewässer“, sagt Uli Paetzel. Als Ko-Moderator des Themenforums „Grüne Infrastruktur“ bei der Ruhrkonferenz hatte Paetzel das Projekt miteingebracht, Ende 2019 wurde die Umsetzung vom NRW-Landeskabinett beschlossen. Rund 250 Millionen Euro an Fördermitteln stehen bis 2030 für Klimaanpassungsvorhaben zur Verfügung, über 100 Projekte sind bereits in der Vorbereitung.

„Wir freuen uns sehr über die Förderung der vier Projekte. Der Umgang mit dem Regenwasser als Bestandteil zur Minderung der Klimawandelfolgen ist dabei ein wichtiges Thema. In Zukunft müssen wir davon ausgehen, dass in unserer Region die Zeiten längerer Hitze zunehmen werden. Auch wenn sich dies wie ein Gegensatz anhört, werden daneben auch die Starkregen zunehmen. Wir freuen uns, mit den nun vorliegenden Projekten insbesondere für den Süder Raum weitere Bausteine zu schaffen, um gerade bei Starkregen, aber auch bei längeren Hitzeperioden widerstandsfähiger zu werden“, sagt Bürgermeister Christoph Tesche.

Hintergrund

Die Emschergenossenschaft setzt mit dem Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ fort, was bereits seit 2004 erfolgreich mit Kooperationen wie der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ sowie der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ begonnen wurde – auch hier arbeiteten das Land, die Kommunen sowie die Emschergenossenschaft zusammen. Das Vorhaben ist mittlerweile deutlich ausgedehnt worden: Mit dabei sind nun auch der Lippeverband, der mit der Emschergenossenschaft unter einem Dach verwaltet wird. Darüber hinaus werden auch der Ruhrverband, die Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft, der Niersverband, der Regionalverband Ruhr sowie alle Ruhrgebietsstädte eingebunden – darunter eben auch Recklinghausen.

Zur Unterstützung der Kommunen bei der Beantragung von Fördermitteln und der Umsetzung von Maßnahmen wurde Anfang 2020 eine Service-Organisation ins Leben gerufen, die bei der Emschergenossenschaft in Essen sitzt. Über die Emschergenossenschaft werden auch alle Förderanträge gestellt – auch für Projekte im Ruhrverbandsraum oder in Einzugsgebieten anderer Wasserverbände.

Projekte in Recklinghausen

Folgende vier Projekte werden in Recklinghausen umgesetzt:

Südpark

Der Südparkteich wurde Anfang der 1990er Jahre als gestalterisches Element im Südpark installiert. Mit der sich aktuell in Arbeit befindenden Machbarkeitsstudie soll geprüft werden, ob aus der umliegenden Bebauung das Regenwasser in den Südpark eingeleitet kann. Auch eine Ableitung des Niederschlags in den durch den Park verlaufenden Bärenbach wird geprüft. Es wird ebenfalls untersucht, ob Teile des Parks als temporäre Überflutungsfläche zur zentralen Zwischenspeicherung von Wassermassen bei Starkregen genutzt werden kann. Die Kosten belaufen sich auf circa 170.000 Euro.

Averdunkstraße

Die Stadt Recklinghausen hat ein Programm aufgelegt, wonach sukzessive überalterte, bisherige Ascheplätze in zeitgemäße Kunststoffrasenspielfelder umgewandelt werden sollen. Soweit möglich, soll hierbei auch eine Abkopplung der Niederschlagsabflüsse von der Mischkanalisation erfolgen.

Im Rahmen des Programms wurde jetzt der Ascheplatz der Sportanlage Averdunkstraße (SV Hochlar) in einen Kunststoffrasenplatz umgewandelt. Durch die im Rahmen des Umbaus vorgesehene Verschiebung des Spielfelds entstand eine größere Wiesenfläche, auf welcher eine Anlage zur Versickerung des Regenwassers des Kunststoffrasenspielfelds und der umgebenden Pflasterflächen entstanden ist. Hier werden in einer Mulde die Abflüsse der umgebenden befestigten Wegefläche entwässert. Die Kosten belaufen sich auf circa 70.000 Euro.

Erlbruch

Im Vorgriff auf die Hellbachrenaturierung hat die Stadtentwässerung Recklinghausen im Bereich des Erlbruchs bereits mehrere Regenwasserabkopplungsmaßnahmen im Bestand vorbereitet. Der Hellbach wurde zwischenzeitlich durch die Emschergenossenschaft ökologisch verbessert und ist heute abwasserfrei. Dadurch sind die Voraussetzungen für eine durchgehend getrennte Bewirtschaftung von Schmutz- und Regenwasser geschaffen. Zukünftig soll das Regenwasser durch einen neu zu errichtenden Regenwasserkanal zum Hellbach weitergeführt werden. Die Teichanlage im Erlbruchpark befindet sich in einem Tiefpunkt des Parks und soll in diesem System zu einer zentralen Regenrückhaltung ausgebaut werden.

Zur Umsetzung der oben beschriebenen Maßnahmen ist die bestehende Entwässerung des Konrad-Adenauer-Platzes zu überarbeiten und um ein Rückhaltesystem sowie eine Vorreinigung zu ergänzen. Im Fokus stehen dabei die Belange des Klimaschutzes und der Klimaanpassung. Daher wird auch die Möglichkeit von Baumpflanzungen geprüft. Die Kosten belaufen sich auf circa 150.000 Euro.

Grullbad

Das Umfeld des „Bahnhof-Süd“ weist eine differenzierte Nutzungsmischung auf. Östlich und westlich entlang der Bahnlinie befinden sich diverse gewerbliche Nutzungen. Angrenzend an diese Bereiche befinden sich Wohn- und Mischnutzungen. Im Untersuchungsraum ist es in den letzten Jahren zu starken Veränderungen durch den Wegfall/Neuschaffung von gewerblichen Nutzungen gekommen. Die Stadt Recklinghausen lässt daher für das Gebiet einen städtebaulichen Rahmenplan erarbeiten. Hierbei sollen Klimaresilienz sowie wassersensible Stadtgestaltung mit betrachtet werden.

Im Rahmen der Untersuchungen wird, ergänzend zu den bislang fokussierten Themen wie Nutzungskonflikte und Mobilität, auch das Potenzial für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ermittelt. Geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von Abflussspitzen in der Kanalisation sowie zur Steigerung der Verdunstung werden verortet und qualifiziert.

Mit der Machbarkeitsstudie können dann pilothaft die Möglichkeiten der Steigerung der Klimaresilienz für eine Brachfläche angrenzend an den Bahnhof Süd aufgezeigt werden. Die Maßnahme soll in den Folgejahren umgesetzt werden. Sie kann zudem als Beispiel für die Neunutzung industriell-gewerblicher Brachflächen dienen. Die Maßnahme kostet circa 27.000 Euro.